Interviews
Gründerallianz vernetzt die Innovatoren des Ruhrgebiets
18. Februar 2021




Der erste Corporate Innovator Circle feierte seinen Einstand digital. Mehr als 20 Unternehmensvertreter aus der Region kamen im neuen Format der Gründerallianz Ruhr zusammen, um sich zu vernetzen und voneinander zu lernen. Wir haben mit Dr. Ellen Rettig, Head of Digital Academy bei TÜV NORD und Teilnehmerin des Circles, über die Zusammenarbeit mit Startups und ihre Wünsche für die Zukunft des Ruhrgebiets gesprochen.
Beim Corporate Innovator Circle treffen sich zwar keine Startups – dennoch ist das Event essentiell für die Gründerszene im Ruhrgebiet. Denn schon lange haben die Unternehmen der Region den Mehrwert von unabhängigen, kleinen Teams mit frischen Ideen erkannt, die den oftmals starren Strukturen einer Firma neues Leben einhauchen können. Dass sich die Innovatoren der verschiedenen Unternehmen nun selbst vernetzen, war der nächste logische Schritt für die Gründerallianz Ruhr. Im Fokus der Veranstaltung standen das Kennenlernen und der Austausch von Erfahrungen. Abgerundet wurde das Event durch einen Impulsvortrag von Prof. Dr. Bernd Kriegesmann, Präsident der Westfälischen Hochschule und Persönliches Mitglied im Initiativkreis Ruhr. Dieser hat auch bei Dr. Ellen Rettig von TÜV NORD einen bleibenden Eindruck hinterlassen.




Ellen, du hast am ersten Corporate Innovator Circle des Ruhrgebiets teilgenommen, der in Zeiten von Corona virtuell stattgefunden hat. Was hast du aus dem Event mitgenommen?
Zunächst war ich beeindruckt, wie viele Unternehmensvertreterinnen und -vertreter aus dem ganzen Ruhrgebiet teilgenommen haben. Das zeigt, dass das Thema ernst genommen wird. Die Veranstaltung selbst war sehr kurzweilig. Ich fand es toll, Gleichgesinnte aus anderen Unternehmen kennenzulernen und Erfahrungen auszutauschen. Den einen oder anderen Impuls konnte ich auch für unsere Abteilung mitnehmen. Ein besonderes Highlight war der Vortrag von Herrn Prof. Dr. Bernd Kriegesmann, der bestätigte: Innovation ist schmerzhaft. Das ist kein Spaziergang für Unternehmen, sondern ein Kraftakt und Marathon.
Warum ist es für die Gründerszene im Ruhrgebiet so wichtig, dass auch Corporate-Innovatoren gut vernetzt sind?
Ich bin davon überzeugt, dass Startups und Unternehmen viel voneinander profitieren können. Etablierte Unternehmen tun sich mit ihrer über Jahrzehnte herangewachsenen Struktur – die sie ehrlicherweise zum Erfolg geführt hat – oft schwer mit Innovationen, die nicht unmittelbar zum heutigen Geschäft passen oder dieses sogar angreifen. Startups dagegen stehen oft vor der Herausforderung, Kunden zu finden oder einen Business-Case zu entwickeln. Es fehlt an Investoren, und selbst potenziell interessierte Investoren zweifeln an der Zukunftsfähigkeit des Startups. Hier können Unternehmen ansetzen, mit einem passenden Business Case unterstützen, auf einen großen Kundenbestand zurückgreifen sowie andere Ressourcen wie Räumlichkeiten oder Maschinenzugang bieten. Startups dagegen sorgen für den dringend benötigten Blick von außen, darüber hinaus können sie schneller und radikaler agieren als Unternehmen mit festen Strukturen.
Wenn es um die Region geht, müssen alle an einem Strang ziehen.
Was bedeutet das für die Zusammenarbeit der einzelnen Unternehmen?
Der Austausch zwischen den Unternehmen ist enorm wertvoll, um voneinander zu lernen. Was hat gut geklappt, welchen Fehler sollte man besser vermeiden? Wenn es um die Region geht, müssen alle an einem Strang ziehen. Wir müssen unbedingt unsere Ressourcen bündeln und schonen, damit wir langfristig nicht gegen andere Standorte in Deutschland abfallen.
Wie geht TÜV NORD mit dem Thema Innovation um?
Innovation und Digitalisierung ist neben Nachhaltigkeit und Internationalisierung eines der Kernelemente unserer Strategie. Damit unsere Kunden sich auch zukünftig auf uns und unser Versprechen verlassen können, müssen wir in der immer weiter vernetzten Welt sicherstellen, dass etwa neben den Funktionalitäten auch die virtuelle Vernetzung immer bedeutsamer wird und von uns geprüft werden muss. Dabei steht bei uns der Mensch immer im Fokus, sowohl auf Kundenseite als auch intern bei den Mitarbeitenden. Nur gemeinsam können wir den Shift zum datengetriebenen Wissenskonzern schaffen. Die Digital Academy ist in der Hinsicht selbst eine Art Inhouse-Startup, wir haben ein kleines und junges Team, uns werden viele Freiheiten gewährt, und wir pflegen engen Kontakt mit anderen Unternehmen. Das macht es leichter, Digitalisierungsprozesse anzustoßen. Gleichzeitig können wir uns auch einfacher in Startups und deren Herausforderungen hineinversetzen.
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