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Das Ruhrgebiet bietet Startups enorme Chancen – doch Corona trifft junge Unternehmen besonders hart
23. April 2020




Das Ruhrgebiet als Deutschlands größter Ballungsraum bietet enorme Chancen für Startups und innovative Geschäftsmodelle. Das ist das Ergebnis des Innovationsreports Ruhr, den die RAG-Stiftung und der Bundesverband Deutsche Startups e.V. gemeinsam veröffentlicht haben. Die aktuelle Corona-Krise trifft diese Startups jedoch besonders hart. Ein zusätzliches Papier stellt die Herausforderungen rund um die Corona-Krise detailliert dar und setzt sie zu den Potenzialen der Region in Beziehung.
Vor allem in vier Bereichen lassen sich laut der Studie spezifische Herausforderungen und Chancen für das Ruhrgebiet identifizieren:
Intensivere Gründungsförderung erforderlich:
So weisen die Städte Duisburg, Bochum, Essen und Dortmund beispielsweise überdurchschnittlich viele Startups auf. Dennoch bleibt das Ruhrgebiet insgesamt noch hinter den Erwartungen als Ballungsraum zurück – insbesondere im Vergleich zu Startup-Hotspots wie Berlin und München. Gerade mit Blick auf die gegenwärtige Krise sollte daher ein besonderes Augenmerk auf eine noch intensivere Gründungsförderung gelegt werden.
Hohes Potenzial im B2B-Bereich:
Als Metropolregion eröffnet das Ruhrgebiet Startups enorme Marktchancen: Insbesondere das Potenzial im Bereich der Geschäftskunden (B2B) ist durch den starken Mittelstand und die Vielzahl großer Unternehmen als sehr hoch einzuschätzen. In der aktuellen Situation ist es besonders wichtig, dass innovative Projekte nicht verschoben werden, sondern etablierte Unternehmen Startups in der schwierigen Phase zur Seite stehen, um gemeinsam mit diesen die eigene Zukunftsfähigkeit sicherzustellen.
Besonders dichte Hochschul- und Forschungslandschaft:
Mit seiner dichten Hochschul- und Forschungslandschaft hat das Ruhrgebiet die besten Voraussetzungen zur Schaffung von Innovationen. Die besondere Stärke in den Bereichen IT und Ingenieurswissenschaften spiegelt sich bereits heute in den Gründerteams und den Geschäftsmodellen wider. Diese hohe industrielle und digitale Expertise ist eine wichtige Voraussetzung, um nach der Krise wieder schnell in Fahrt zu kommen.
Best Practice Cybersecurity:
Besonders erfolgsversprechend ist die Entwicklung branchenspezifischer Cluster an den Schnittstellen zwischen den Hochschulen, der etablierten Wirtschaft und Startups. Absolutes Best Practice ist dabei der Sektor Cybersecurity. Aufgrund der aktuellen Zurückhaltung der Investoren sind Startups mit ausstehenden Finanzierungsrunden besonders bedroht. Dieses Cluster trotz Krise weiter zu fördern, ist essenziell für die Entwicklung und internationale Sichtbarkeit des Ruhrgebiets als Innovationsstandort.
„Wie wichtig Innovation für eine funktionierende und vitale Volkswirtschaft ist, das wissen wir nicht erst seit der Corona-Krise“, sagt Bernd Tönjes, Vorstandsvorsitzender der RAG-Stiftung. „Umso mehr gilt es jetzt, unsere Innovationsfähigkeit zu bewahren. Unsere Startups und jungen Gründer werden derzeit auf eine harte Probe gestellt. Wir möchten mit dem Innovationsreport Ruhr die Stärken und Potenziale unserer Startup-Landschaft herausstellen, um hierauf nach der Krise aufbauen zu können!“ Tönjes führt gleichzeitig als Moderator den Initiativkreis Ruhr.
„Wenn internationale Top-Investoren an Deutschland denken, denken sie noch viel zu selten an das Ruhrgebiet – das muss und wird sich ändern!“, meint Christian Miele, Präsident des Bundesverbands Deutsche Startups e.V. „Denn unser Report zeigt, welche enormen Potenziale die Region mit Blick auf Startups und Innovation hat. Nun müssen sich die lokalen Player – Mittelstand, Konzerne, Hochschulen und Startups – an einen Tisch setzen, ihre Stärken weiterentwickeln und kommunikativ selbstbewusst nach vorne gehen. Und das alles gilt umso mehr in der Krise. Gerade in dieser Phase arbeiten wir mit Hochdruck daran, Politik und Gesellschaft die Bedeutung des Startup-Ökosystems vor Augen zu führen, um gemeinsam die Weichen für die Zukunft zu stellen.“
Der Innovationsreport Ruhr und das Corona-Papier
Der Innovationsreport Ruhr
nimmt das Startup-Ökosystem im größten deutschen Ballungsraum, dem Ruhrgebiet, in den Blick. Ziel des Reports ist es, das innovative Potenzial des Ruhrgebiets zu analysieren sowie Einblicke in die für innovative Gründungen relevanten Standortfaktoren und Bedürfnisse von Startups zu liefern. Dafür greift der Report auf unterschiedliche Daten und Quellen zurück: Erstens eine umfangreiche Recherche aktiver Startups in der Region. Zweitens wurden insgesamt acht 30-minütige Interviews mit Ruhr-Gründerinnen und –Gründern geführt. Drittens kommen Daten aus dem Deutschen Startup Monitor zum Einsatz. Abgerundet wird der Report durch Einschätzungen von Expertinnen und Experten, die die Ergebnisse auf Grundlage ihrer regionalen, nationalen und internationalen Erfahrung einordnen.
Das Papier „Innovation & die Corona-Krise“
ordnet die Ergebnisse des Innovationsreports Ruhr vor dem Hintergrund der aktuellen Corona-Pandemie und ihrer Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft ein. Das Papier spannt dabei den Bogen von der konkreten Gefährdungslage für das Startup-Ökosystem, über die bisher beschlossenen politischen Maßnahmen zur Bewältigung der Krise bis hin zu den mittel- bis langfristigen Entwicklungsmöglichkeiten des Innovationsstandorts Ruhr.
Den Innovationsreport Ruhr und das Papier „Innovation & die Corona-Krise“ zum Download gibt es hier.
„Innovation ist im Ruhrgebiet zu Hause“
„Innovation ist im Ruhrgebiet zu Hause. Hier hat die Startup-Szene auch dank einer Fülle von Initiativen eine enorme Dynamik entwickelt, wie der Innovationsreport zeigt“, sagt Dirk Opalka, Geschäftsführer der Initiativkreis Ruhr GmbH. „Jetzt geht es darum, die Einschnitte durch die Corona-Pandemie zu überstehen und anschließend schnell wieder Tritt zu fassen. Dafür müssen alle Akteure im Ökosystem intensiv zusammenarbeiten. Krisen bewältigen und zusammenhalten können wir im Ruhrgebiet gut.“ Der Initiativkreis Ruhr ist ein Kooperationspartner des Innovationsreports.
Die Studienmacher halten die Region für stark genug, die Herausforderungen zu bewältigen. So heißt es in dem Papier zu den Corona-Auswirkungen, das den Innovationsreport ergänzt: „Auch wenn die aktuelle Krise fast alle Bereiche der Ökonomie trifft, kann das Ruhrgebiet mittelfristig seine krisenfesten Potenziale ausschöpfen und als Innovationsraum im internationalen Wettbewerb gestärkt aus dieser schwierigen Phase hervorgehen. Die Region profitiert dabei von einer breiten Hochschul- und Forschungslandschaft sowie einem starken B2B-Netzwerk. Beide Faktoren – hohe Expertise und Talente vor Ort sowie eine starke und robuste, etablierte Wirtschaft – werden vor dem Hintergrund der Krise für erfolgreiche Startup-Ökosysteme zunehmend wichtiger.“
In einem Interview zum Innovationsreport erklärt Opalka, warum der Anteil der Startups, die Software entwickeln oder in der Technologieentwicklung arbeiten, im Ruhrgebiet überproportional groß ist: „Unsere Nähe zur Industrie ist ein Pfund. Unternehmen sind potente Geschäftspartner für Gründer. Deshalb öffnet der Initiativkreis Ruhr im Zuge seiner Gründer-Initiative den Firmenstartern sein Netzwerk.“
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