Berichte
360 Teilnehmer bei digitaler Premiere der TalentPerspektiven Ruhr
06. November 2020




Thema der diesjährigen TalentPerspektiven Ruhr war die Zukunft der Wissensvermittlung: Ist Bildung nach wie vor am effektivsten analog zu vermitteln oder schafft das Ruhrgebiet durch die Krise den Sprung in die Digitalisierung? Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar nahm sich des Themas in einer Keynote an.
Unter dem Titel „Analog oder digital? (Aus)Bildung erfolgreich gestalten“ fand zum achten Mal die von der TalentMetropole Ruhr organisierte Fachkonferenz für Expertinnen und Experten aus Schule und Beruf, TalentPerspektiven Ruhr, statt. In diesem Jahr trafen sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aufgrund der Corona-Regelungen virtuell, was jedoch dem Interesse der 360 angemeldeten Gäste keinen Abbruch tat. Dr. Britta L. Schröder und Bernd Kreuzinger, die Geschäftsführer der Stiftung TalentMetropole Ruhr gGmbh, eröffneten die Konferenz. Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Impulsvortrag von Wissenschaftsjournalist Ranga Yogeshwar, der unter anderem aus TV-Sendungen wie Quarks und Co oder W wie Wissen bekannt ist.
Yogeshwar sprach an, was deutschlandweit in den vergangenen Monaten beobachtet werden konnte: Die Corona-Krise habe dem deutschen Bildungssystem Grenzen aufgezeigt. Nicht jeder Schüler habe ausreichend Zugang zu neuen Medien, um aktiv am digitalen Unterricht teilzunehmen. Deshalb sei das Thema Bildungsgerechtigkeit aktueller denn je, betonte der Journalist. Eine spontane Umfrage ergab: Der Großteil der Anwesenden sieht die größten Probleme der Digitalisierung in der fehlenden Infrastruktur.




Yogeshwar fand aber auch ermutigende Worte. Man könne den Innovationsschub aus der Pandemie nutzen, um die Schulen endlich fit für die Zukunft zu machen. Auch die Bildung selbst verändere sich: Seien Lehrer früher allwissende Autoritäten gewesen, so sei Lernen heutzutage keine Einbahnstraße mehr. Mittlerweile könnten beide Seiten Sender und Empfänger sein, die Grenzen zwischen Lehrer und Schüler würden immer mehr verschwimmen, so Yogeshwar. Bildung sei viel mehr als nur reine Befähigung für den Job, die junge Generation müsse auch für die neuen Herausforderungen in einer sich rasant verändernden Welt vorbereitet werden. Da sei ergebnisorientiertes Lernen fehl am Platz.
Die Corona-Pandemie hat uns deutlich vor Augen geführt, wo unser Bildungssystem noch ,nachsitzen' muss – bei der Digitalisierung.Bärbel Bergerhoff-Wodopia
Aus Sicht von Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Bildungsbeauftragte des Initiativkreises Ruhr und Mitglied des Vorstandes der RAG-Stiftung, müsste zudem ein besonderes Augenmerk auf chancenbenachteiligten Kindern und Jugendlichen liegen: „Sie drohen in der Corona-Pandemie weiter abgehängt zu werden. Das darf nicht passieren. Deshalb zeigen bei den TalentPerspektiven Ruhr Expertinnen und Experten mithilfe innovativer Konzepte, wie das Lernen der Zukunft für alle Schülerinnen und Schüler aussehen kann. Die Corona-Pandemie hat uns deutlich vor Augen geführt, wo unser Bildungssystem noch ,nachsitzen' muss – bei der Digitalisierung. Sie hat der Einbindung von digitalen Lehr- und Lernmethoden aber auch in kurzer Zeit einen großen Schub verliehen. Hieran müssen wir jetzt nahtlos anknüpfen. Dann können wir auch gestärkt aus der Krise hervorgehen – davon bin ich nicht nur als Bildungsbeauftragte des Initiativkreises Ruhr zutiefst überzeugt.“




Im Anschluss an den Impulsvortrag Yogeshwars boten sich für die Teilnehmer verschiedene Themenpanels an, in denen Expertinnen und Experten aus der Praxis wertvolle Tipps für den Alltag lieferten. So sprach etwa Larissa Närdemann von der TalentMetropole Ruhr über individuelle Talentförderung und stellte im Zuge dessen auch das TalentCamp Ruhr vor, das in diesem Jahr ebenfalls einen starken digitalen Fokus hatte.
Ein weiterer Gast war Jacob Beautemps, ausgebildeter Lehrer und Wissenschafts-YouTuber. Er verdeutlichte in seinem Vortrag, wie Lernvideos den traditionellen Unterricht bereichern können. Neben einer flexibleren Art zu lernen und der Möglichkeit, sich die Videos wiederholt anzusehen, stellt dieses Medium laut Beautemps die Lebenswelt der Schüler besonders gut dar. Außerdem sei der Erfolg von Lernvideos durch wissenschaftliche Studien bestätigt.
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