Interviews
Digitales TalentCamp Ruhr 2020 war ein voller Erfolg
10. August 2020




Larissa Närdemann von der Stiftung TalentMetropole Ruhr leitet und begleitet das TalentCamp Ruhr, ein Sommerferienprojekt für Jugendliche aus dem Ruhrgebiet. Wegen der Corona-Pandemie fand das Camp in diesem Jahr digital statt. Wir haben mit ihr über das vielfältige Angebot, positive Erlebnisse und die weiteren Planungen gesprochen.
Die Corona-Krise hat unseren Alltag auf verschiedenste Weise beeinflusst. Wie ist das TalentCamp Ruhr mit den Einschränkungen und Veränderungen umgegangen?
Das TalentCamp Ruhr 2020 konnte in der ursprünglich konzipierten Form leider nicht stattfinden - also als zweiwöchiges Sommerferienprojekt für Schülerinnen und Schüler mit Übernachtung im Gelsenkirchener Haus Heege. Der Erfolg des Projekts machen zu einem großen Teil das gemeinsame Lernen, praktische Tätigkeiten, der gegenseitige Erfahrungsaustausch und das Miteinander aus. Mit Blick auf die Corona-Pandemie war das als Präsenzveranstaltung aber nicht verantwortungsvoll umsetzbar. Wir haben aber ein alternatives Konzept entwickelt, das die Talentförderung motivierter Jugendlicher aus dem Ruhrgebiet auf digitalem Wege weiterhin ermöglicht. Exklusiv für die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus vergangenen Camps und für die diesjährigen Bewerberinnen und Bewerber haben wir ein vielseitiges Online-Workshop-Programm entwickelt, das sehr begeistert angenommen worden ist.




Wie habt ihr das digitale Angebot technisch umgesetzt?
Wir haben natürlich auch den Jugendlichen ohne Internetzugang oder eigenem Laptop die notwendige, digitale Ausstattung zur Verfügung gestellt und sogar Webcams verliehen. Außerdem haben wir uns auch mit allen Teilnehmern, die mit der Technik noch unsicher waren, im Vorhinein digital getroffen und offene Fragen geklärt. So wollten wir nicht nur Hemmungen abbauen, sondern auch Ungleichheiten entgegenwirken, die sich durch die Corona-Pandemie deutlich verschärft haben. Das alternative, digitale Angebot zum TalentCamp Ruhr konnten wir vor allem Dank unseres Förderers, der Deutschen BP Stiftung, in dieser Form umsetzen.
Welche digitalen Workshops fanden statt?
Wir haben in der Programmgestaltung darauf geachtet, möglichst unterschiedliche Themenbereiche anzubieten. Das TalentCamp Ruhr lebt von der Vielfalt der Jugendlichen – entsprechend wollen sie verschiedene Talente und Stärken entdecken und ausbauen. So gab es etwa einen Laptop-Einführungskursus oder einen Programmier-Workshop. Ein digitales Treffen zur Förderung persönlicher Lernkompetenzen steht zudem noch aus. Eine Besonderheit war aus unserer Sicht auch der Kreativ-Film-Workshop, den zwei TeamerInnen aus dem TalentCamp Ruhr entwickelt und erfolgreich umgesetzt haben. Über zehn Tage hinweg hat sich die Workshop-Runde digital, teilweise sogar mehrfach am Tag, getroffen und eine eigene Story entwickelt, das Drehbuch geschrieben und mit dem Smartphone einen gemeinsamen Film gedreht. In der Gruppe kannten sich nur wenige. Schnell ist aber eine positive Gruppendynamik entstanden, sodass die Jugendlichen nun auch weiterhin persönlich in Kontakt bleiben.




Und es gab auch Vorbilder, die zu Wort gekommen sind...
Ja, der Weltmeister und Paralympics-Star David Behre war bereits zum dritten Mal im TalentCamp Ruhr zu Gast, um von seinem Unfall zu berichten und von der Motivation, die er schließlich daraus ziehen konnte. Im Alter von 20 Jahren verlor er beide Unterschenkel und fasste noch im Krankenhaus den Entschluss, Profisportler zu werden. Seine Geschichte zeigt, wie wichtig es ist, an sich selbst zu glauben und diese Ziele selbstbewusst zu verfolgen. Bei der digitalen Begegnung in diesem Jahr hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, mit ihm in kleiner Runde ins Gespräch zu kommen und mehr über seine ermutigende Perspektive auf das Leben zu erfahren. Die Frage einer Teilnehmerin, ob er wirklich jeden Tag motiviert sei, beantwortete David Behre in etwa mit den Worten: Nicht jeden Tag, aber wer sein Ziel kennt, findet den Weg. Seine klare Message war: Es gibt Träume, für die es sich lohnt, zu kämpfen. Diese positive Bestärkung ist vermutlich gerade derzeit besonders wichtig. Aus den Rückmeldungen der Jugendlichen wissen wir, dass sie auch etwas ausgelöst haben.
Was war dein persönliches Highlight? Und was hat den Teilnehmern am besten gefallen?
Mein persönliches Highlight ist die Dankbarkeit der Jugendlichen, die sie uns entgegenbringen. Durch den digitalen Austausch lernen wir alle noch einmal von einer anderen Seite näher kennen und haben so die Möglichkeit, die Talentförderung über mehrere Wochen enger zu begleiten und die Schüler individueller zu unterstützen. Daran wollen wir auch zukünftig anknüpfen. Die Highlights der Jugendlichen sind individuell verschieden. Besonders begehrt ist aber der Workshop zum Thema „Lernkompetenzen: Welcher Lerntyp bin ich?“.




Wie lauten eure weiteren Planungen?
Im Rahmen der TalentTage Ruhr vom 16. bis 26. September findet noch ein weiterer Workshop statt. Im November wird es dann eine Abschlussveranstaltung geben. Dabei wollen wir auf die gesammelten Erfahrungen zurückblicken und positiv Richtung Zukunft der Teilnehmenden schauen. Zudem erhalten alle Teilnahme-Zertifikate, die sie für ihre Bewerbungen nutzen können. Für 2020 angemeldete Jugendliche, die nicht an den digitalen Angeboten teilnehmen konnten, sind automatisch beim TalentCamp Ruhr 2021 dabei. Denn trotz der zahlreichen positiven Erfahrungen aus diesem Jahr hoffen wir natürlich sehr, dass unser Ferienprojekt wieder physisch stattfinden kann.
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