Interviews
„Ich sehe auch viel Einigkeit unter den Generationen“
09. April 2020




Drei Generationen im Austausch: Initiativkreis-Moderator Bernd Tönjes, Bankkauffrau Stefanie Kuhlmann und JOBLINGE-Azubi Omar El-Zein sprachen unter anderem über mögliche Auswirkungen der Corona-Pandemie, ihre Sicht auf „Fridays for Future“ und gesetzliche Frauenquoten.
„Gemeinsam für ein junges Ruhrgebiet“: Unter diesem Motto setzt der Initiativkreis Ruhr auf den Dialog mit nachfolgenden Generationen. Moderator Bernd Tönjes, zugleich Vorsitzender des Vorstandes der RAG-Stiftung, hat das wörtlich genommen – und sich zwei Stunden mit der 33-jährigen Stefanie Kuhlmann und dem 19-jährigen Omar El-Zein in seinem Büro ausgetauscht. Der studierte Bergbauingenieur, die Bankkauffrau der NATIONAL-BANK AG und der Auszubildende der Initiative JOBLINGE merkten dabei schnell: Wir können viel voneinander lernen.
Herr Tönjes, welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf Ihr privates und berufliches Leben?
Bernd Tönjes: „Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten derzeit, soweit das mit ihren Aufgaben zu vereinbaren ist, von zuhause aus. Ich persönlich habe viele Termine schon als Videokonferenz abgehalten. Das war anfangs neu, man gewöhnt sich aber sehr schnell daran. Privat hat das Kontaktverbot natürlich auch Auswirkungen. Dass wir Freunde und Verwandte nicht wie sonst sehen können, ist für alle Beteiligten schwer. Aber ich bin von den Maßnahmen, die unsere Bundes- und Landesregierung getroffen haben, überzeugt. Sie sind wichtig und richtig. Trotzdem freue ich mich schon jetzt auf den ersten Besuch in der VELTINS-Arena nach Corona. Auch wenn das noch etwas dauern kann.“
Stefanie und Omar – wie geht ihr mit der aktuellen Situation um?
Stefanie Kuhlmann: „Auch wir verzichten im Berufsalltag weitestgehend auf persönliche Kontakte und Präsenztermine und führen unsere Gespräche und Meetings, sofern möglich, via Telefon oder Videokonferenz. Nach einer kurzen Zeit der Umstellung ist meine Erfahrung damit sehr positiv, da es alle Beteiligten als ein Miteinander verstehen und das gleiche Ziel verfolgen. Als Privatperson vermisse ich besonders die sozialen, persönlichen Kontakte zu der Familie und zu Freunden.“
Omar El-Zein: „Auch unser Betrieb musste sich auf das Home-Office umstellen, das war anfangs sehr ungewohnt für mich. Ich konnte mich aber recht schnell daran gewöhnen, da wir als Team täglich per Telefonkonferenz und digitalen Plattformen im Austausch sind. Der fehlende persönliche Kontakt zu Freunden und Verwandten fällt einem natürlich schwer, dennoch sollte sich jeder an die Maßnahmen halten. Schließlich dienen diese der eigenen Sicherheit und die seiner Liebsten.“




Welche Formen der Solidarität erlebt unsere Gesellschaft aktuell?
Bernd Tönjes: „Die größte Solidarität zeigt sich derzeit darin, wenn sich die Menschen an die Maßnahmen halten, die zur Eindämmung des Virus so wichtig sind. Diese Solidarität gebietet es auch, die eigenen Bedürfnisse mal für eine Zeitlang zurückstellen, sich in Geduld zu üben, zu entschleunigen. Grundsätzlich nehme ich wahr, dass wieder mehr Menschen versuchen, füreinander da zu sein und sich gegenseitig zu unterstützen. Im Ruhrgebiet haben wir traditionell eine gelebte Kultur von Solidarität und Zusammenhalt. Diese Stärke können wir jetzt mehr denn je ausspielen.“
Stefanie Kuhlmann: „Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Auch ich erlebe in meinem Umfeld einen verstärkten Zusammenhalt der Menschen im Ruhrgebiet. Alle versuchen sich gegenseitig zu schützen, indem sie sich an die Maßnahmen halten, die im Kampf gegen die Corona-Pandemie unverzichtbar sind. Beispielsweise werden in unserer Nachbarschaft vermehrt Einkaufshilfen, Fahrradkuriere für Arzneimittel sowie sogenannte Sorgen-Telefone für die Menschen angeboten, die sich ausschließlich in häuslicher Isolation befinden müssen. Solche Angebote nehmen meinem Empfinden nach stetig zu.“
Richten wir nun den Blick nach vorn: Was könnte sich im Anschluss an Corona mit Blick auf Wirtschaft und Gesellschaft ändern?
Bernd Tönjes: „Die Wirtschaft wird eine ganze Zeit lang brauchen, bis sie sich von der Krise erholt hat. Es kommt dabei natürlich darauf an, wie lange die Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbreitung des Virus noch aufrechterhalten werden müssen. Die RAG-Stiftung kann auch unter den erschwerten Bedingungen der Corona-Krise sämtliche Verpflichtungen erfüllen. Das Stiftungsmodell funktioniert auch in der Krise. Die Gesellschaft wird – nicht zuletzt aufgrund der wirtschaftlichen Auswirkungen – noch lange die Folgen von Corona spüren. Ich hoffe aber letztlich, dass wir auch als Gesellschaft auf gewisse Weise gestärkt aus der Krise hervorgehen können. Das Corona-Virus hat uns gezeigt, wie verletzlich wir sind, richtet unseren Blick aber auch wieder darauf, worauf es wirklich ankommt.“
Stefanie Kuhlmann: „Das sehe ich auch so. Die aktuelle Krise betrifft uns generationsübergreifend und jeder einzelne lernt gerade, wie es sich anfühlt, auf Dinge zu verzichten, die man zuvor als völlig selbstverständlich erachtet hat. Auf einmal werden Kleinigkeiten wie der Besuch in der Eisdiele, ein unbeschwerter Spaziergang, ein Besuch in seinem Lieblingsrestaurant und vor allem Zeit mit Familie oder Freunden, die man aktuell nicht treffen kann, zu etwas sehr Kostbarem. Viele Unternehmen sind derzeit gezwungen, ihre Produktion zurückfahren oder sogar einzustellen. Die Menschen schränken ihren Konsum ein, was insbesondere im Einzelhandel, der Gastronomie und in der Reisebranche große Umsatzausfälle mit sich bringt. In Gesprächen mit Privatpersonen und Unternehmern erlebe ich zum Teil erhebliche Verunsicherungen. Die Situation stellt uns alle vor große Herausforderungen.“
Omar El-Zein: „Die Spuren der Corona-Krise werden wir noch einige Zeit mit uns tragen und die Wirtschaft wird wahrscheinlich noch lange brauchen, um sich zu erholen. Meiner Meinung nach sollten sich nach der Krise vor allem die Arbeitsbedingungen derjenigen nachhaltig verändern, die unser Land derzeit aufrechterhalten.“
Tönjes: Als ich jung war, stand der Frieden auf tönernen Füßen




Die Corona-Pandemie beherrscht zurzeit fraglos einen großen Teil des Weltgeschehens und betrifft junge und alte Menschen gleichermaßen. Herr Tönjes, Ihre Generation ist ebenfalls mit lebensbedrohlichen Krisen wie dem Vietnam-Krieg, Tschernobyl oder der Kuba-Krise großgeworden. Welche Sorgen hatten Sie als Jugendlicher und wie würden Sie die Nöte der jungen Menschen von heute im Vergleich dazu beschreiben?
Bernd Tönjes: „Wenn man die Generationen im Quervergleich sieht, scheint Frieden für viele junge Menschen heute eine Selbstverständlichkeit zu sein – jedenfalls in Europa. Das war in den 60er Jahren, als ich aufgewachsen bin, anders. Damals stand der Frieden auf tönernen Füßen. Wir fürchteten den Kalten Krieg und die Konfrontation der Weltmächte USA und Sowjetunion. Die Frontlinie verlief mitten durch ein geteiltes Deutschland. Deshalb gab es auch schon damals junge Menschen, die für ihre Überzeugung auf die Straße gegangen sind, bei den Ostermärschen hat die junge Generation dafür geworben, abzurüsten und die Atomwaffen zurückzubauen.“
Omar und Stefanie, wie seht ihr das?
Omar El-Zein: „Unsere Generation hat es, Corona zum Trotz, einfacher als die vorherigen. Dennoch haben wir jungen Menschen mit einigen Problemen zu kämpfen. Es wird heute sehr stark auf Noten und Migrationshintergründe geachtet. Es gibt trotz des Wohlstands und der guten Ausgangslage einfach viele Jugendliche, die benachteiligt werden. Selbst wenn sie etwas im Kopf haben, werden sie in der Arbeitswelt zum Beispiel von einzelnen Unternehmen nicht akzeptiert. Ich kann da aus eigener Erfahrung berichten. In mehreren Vorstellungsgesprächen wurde ich direkt am Anfang gefragt, ob ich als junger Mann mit libanesischen Wurzeln und dem Nachnamen El-Zein auch Clan-Mitglied sei. Das ärgert mich bis heute.“
Stefanie Kuhlmann: „Das kann ich gut verstehen. Solche Hürden kultureller Natur hatte ich nicht zu überwinden. Ich konnte meinen beruflichen und akademischen Weg ohne derartige Vorbehalte bezüglich meines Namens oder Herkunft gehen, ohne dass mir jemand Steine in den Weg gelegt hat. Über meine Zukunft denke ich heute aber anders nach, seitdem ich vor mehr als einem Jahr zum ersten Mal Mutter geworden bin. Jetzt geht es nicht mehr nur darum, meine eigene Zukunft zu gestalten, sondern auch um eine positive Gestaltung der Zukunft meines Sohnes. Das schwingt bei vielen Entscheidungen mit.“
Das ist ein gutes Stichwort. Würdest du deinem Sohn in ein paar Jahren erlauben, bei einer Klimaschutzbewegung wie aktuell „Fridays for Future“ mitzulaufen?
Stefanie Kuhlmann: „Ja, ich würde es unterstützen. Denn ich finde es gut, wenn Schülerinnen und Schüler ihre Stimme erheben und sich für eine bessere CO2-Bilanz einsetzen. Was ich aber eher kritisch betrachte ist, wenn sich aus derartigen globalen Bewegungen zum Teil auch radikale Ansätze entwickeln. Es geht ja darum, ein konstruktives Miteinander zu finden. Am Ende des Tages wollen wir beim Thema Klimaschutz schließlich alle dasselbe.“
Herr Tönjes, wie denken Sie über diese Bewegung?
Bernd Tönjes: „Ich finde es generell gut, dass sich die jungen Menschen um das Thema kümmern. Unser Planet hat begrenzte Ressourcen und es gibt immer mehr Menschen, die hier in Wohlstand leben wollen. Was ich allerdings nicht teile, ist die emotionale Polarisierung mit Blick auf dieses Thema. Was wir meiner Meinung nach brauchen, ist eine nachhaltig ausgerichtete Lebensweise und technische Weiterentwicklungen, die Ressourcen schonen. Hier gibt es schon viele Ansatzpunkte – Evonik etwa stellt viele Produkte her, um eine moderne Welt aufzubauen, die ressourcenschonend ist. Zahlreiche Firmen haben mittlerweile Nachhaltigkeitsziele entwickelt und stellen ihre Produktion um. Das ist auch schon vor „Fridays for Future“ gemacht worden, denn Energie ist ein knappes Gut und kostet viel Geld. Hier sollte man ansetzen und noch mehr in die Entwicklung ressourcenschonender Produkte gehen. Ich bin mir sicher, dass dies auch passieren wird.“
Omar El-Zein: „Da kann ich Ihnen nur zustimmen. Klimaschutz ist ein wichtiges Thema. Meine Generation muss noch mindestens 50 Jahre weiterleben und kann sich die Umweltkatastrophen nicht einfach nur anschauen. Der längste Reiseweg beginnt mit dem kleinsten Schritt. Oft schafft sich die Bundesregierung mit ihren Beschlüssen aber auch selbst Probleme. Ein gutes Beispiel ist die vor kurzem eingeführte Kassenbonpflicht. Das ist doch kaum recyclebar und einfach nur umweltschädlich. Ein solcher Beschluss ist nicht vereinbar mit dem Nachhaltigkeitsgedanken. Wir befinden uns gerade im Zeitalter 4.0. So etwas hätte man ja auch digitalisieren können.“
El-Zein: Politiker orientieren sich häufig an der stärksten Wählergruppe - den Älteren




Jungen Leuten wie Omar wird oft vorgeworfen, sie seien nicht politisch interessiert. Was ist Ihre Meinung dazu, Herr Tönjes?
Bernd Tönjes: „Ich glaube schon, dass die jungen Menschen gewillt und in der Lage sind, sich für ihre Interessen einzusetzen. Dass sie sich Gedanken machen, sieht man ja an dem Einwand zur Kassenbonpflicht von Herrn El-Zein. Wie man diese Impulse und Interessen in einer Demokratie in Einflussnahme umsetzt, ist natürlich nicht ganz einfach. Wir haben etablierte ältere Politiker und viele junge. Die Parteienlandschaft verschiebt sich, es gibt mittlerweile mehr als drei Parteien. Sich als junge Generation Gehör zu verschaffen, ist nicht immer leicht. Aber die jungen Leute kommen wesentlich besser mit den sozialen Medien zurecht. Und die sind heute sehr einflussreich. Was ich bedaure ist, dass der Austausch des Jungen Initiativkreises Ruhr mit jungen Politikern aus dem Landtag nicht richtig ins Rollen gekommen ist. Daran kann man erkennen, dass viele Politikerinnen und Politiker sehr stark in ihrem Job eingebunden sind und nicht immer die nötige Zeit für einen persönlichen Austausch haben, auch wenn beide Seiten sich füreinander interessieren.“
Omar El-Zein: „Bei uns hat es trotz voller Terminkalender der Politiker im vergangenen Jahr mit einem Austausch geklappt. Mit vielen jungen JOBLINGEN haben wir den Landtag besucht. Insbesondere Sebastian Watermeier aus Gelsenkirchen von der SPD-Landtagsfraktion hat sich lange für uns Zeit genommen und gesagt: Schießt los mit euren Fragen, Anmerkungen und Ideen, was wir politisch für junge Leute ändern müssen.“
Bernd Tönjes: „Das ist ja toll. Welche Fragen haben Sie ihm gestellt?“
Omar El-Zein: „Sehr viele kritische, zum Beispiel zum Thema Clan-Kriminalität. Seine Antwort war, dass die Politiker dieses Thema in den Medien zu sehr hervorheben. Ich habe mich von ihm verstanden gefühlt. Ich denke, dass einige Politikerinnen und Politiker natürlich die meisten Stimmen haben möchten und sich dabei an der stärksten Wählergruppe orientieren. Die Frage ist dann also: Mache ich lieber Politik für rund fünf Millionen Jugendliche oder lieber für 17 Millionen ältere Menschen? Die Antwort ist für viele dann sicherlich recht einfach.“
Bernd Tönjes: „Das ist mir etwas zu abgrenzend gedacht. Ich sehe bei vielen Themen auch Einigkeit unter den Generationen und kein allzu großes Konfliktpotential zwischen Alt und Jung – auch wenn die Interessenlagen natürlich hier und da unterschiedlich sind. Aber viele ältere Menschen haben Kinder und Enkelkinder und setzen sich allein schon deshalb aus eigenem Antrieb heraus für die nachfolgenden Generationen ein. Viele handeln so, dass die nachwachsende Generation profitieren kann. Mit diesem Leitmotiv, meinen Kindern soll es besser gehen als mir, ist ja auch das Wirtschaftswunder entstanden. Ich denke, die Älteren wollen die Jüngeren eher beflügeln, statt sie auszubremsen.“
Blicken wir einmal zurück auf die Schulzeit. War das eine schöne Lebensphase für dich, Stefanie?
Stefanie Kuhlmann: „Ja und nein… (lacht) Aber im Großen und Ganzen bin ich gerne zur Schule gegangen. Allerdings würde ich mit dem Wissen von heute in jedem Fall gerne das ein oder andere Fach noch einmal belegen und mich damit mit Sicherheit auch intensiver beschäftigen, als ich das damals als Schülerin getan habe. Damals hat man das Angebot an Fachwissen der Lehrerinnen und Lehrer oft nicht ausreichend wertgeschätzt. Aber rückblickend kann ich auf jeden Fall festhalten, dass ich das Werkzeug, mich an komplexe Fragestellungen heranzuarbeiten und Lösungsansätze zu entwickeln, in der Schule gelernt habe. Das hilft mir bis heute in meinem Berufsalltag. Im Vergleich zu meiner Schulzeit habe ich heute aber oft das Gefühl, dass dieses Gut mehr und mehr verloren geht. Einigen Jugendlichen fehlen oft schon die Basics, die man braucht, um in den Berufsalltag einzusteigen. Deshalb fände ich es gut, wenn Themenfehler wie Persönlichkeitsentwicklung, Sozialkompetenz zum Beispiel im Rahmen von Bewerbungscoachings oder berufsvorbereitende Kurse vermehrt in der Schule Berücksichtigung finden würden.“
Omar El-Zein: „Das wäre wirklich eine tolle Maßnahme. Ich habe in der Schule zwar schon in der 8. Klasse gelernt, wie man eine Bewerbung schreibt. Aber ich hatte zum Beispiel keine Möglichkeit, mir durch Praktika gleich mehrere Berufe anzuschauen. Bei den JOBLINGEN konnte ich das und habe zum Beispiel nach zwei Tagen gemerkt, dass Automobilkaufmann doch nichts für mich ist. Generell finde ich, dass sich Schulen im Austausch mit Arbeitsagenturen und Jobcentern früher mit dem Thema Berufswahl beschäftigen müssen. Das sollte nicht erst in der 10. Klasse stattfinden. Und warum gibt es kein Programm, bei dem Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Unternehmen in Schulen gehen und die Teenager informieren? Das wäre doch mal was.“




Herr Tönjes, ist das in Ihren Ohren jetzt schon eine zu hohe Anspruchshaltung? Auch das wird jungen Menschen heute ja oft vorgeworfen?
Bernd Tönjes: „Grundsätzlich kann ja gar nicht hoch genug geschätzt werden, wenn sich junge Menschen interessiert zeigen. Dass sie dann Informationen einfordern, finde ich gut. Aber es gibt auch eine Holschuld. Früher war die Berufswahl einfacher, man hat keine riesigen Analysen aller Möglichkeiten gemacht, sich sehr oft an den Berufen der Eltern orientiert. Das muss nicht unbedingt gut gewesen sein. Ich halte die Frage der Berufswahl aber für sehr exponiert. Es ist absolut entscheidend, dass man auf Dauer etwas tut, das einem Freude macht. Dann bringt man sich auch gerne ein.“
Sind Sie denn gerne zur Schule gegangen?
Bernd Tönjes: „Zur Volksschule bin ich gerne gegangen, denn wir hatten sehr engagierte Lehrkräfte. Der Übergang auf das Gymnasium war für mich dann eine riesige Veränderung. Wir hatten einige Lehrer, die noch Veteranen aus dem Zweiten Weltkrieg waren. Da gab es viele Konflikte mit uns Schülern. Das gute Einvernehmen, was es heute an Schulen gibt, so erzählen es jedenfalls meine Nichten und Neffen, gab es damals noch nicht. Das führte etwa auch dazu, dass wir keine Abiturfeier gemacht haben. Wir waren am Ende dann doch alle froh, dass wir die weiterführende Schule wieder verlassen konnten. Und: Man lernt nicht alles, was man fürs Leben braucht, in der Schule. Seitdem es Schule gibt, gibt es auch den Streit um den Inhalt: Will man nur Wissen vermitteln oder auch Bildung? Eigentlich ist Schule ja dazu da, um das Lernen zu lernen. Wir brauchen außerdem ein anderes Lehrerbild. Dieser Berufsstand muss eine höhere gesellschaftliche Anerkennung genießen und möglicherweise auch einen größeren Einfluss erhalten. Skandalös finde ich zudem den oft wirklich mangelhaften baulichen Zustand von Schulen und die häufig schlechte Versorgung mit Lehrkräften und Betreuern. Diese Infrastruktur entspricht leider oft nicht dem Niveau eines hoch entwickelten Wirtschaftslandes.“
Omar El-Zein: „Sie sprechen mir aus der Seele. Denn die Zustände an meiner Realschule waren zum Teil katastrophal. Einige Wände waren stark beschädigt. Und in Zeiten von Ergonomie am Arbeitsplatz ist es ein Witz, dass man zu Schulzeiten auf kaputten Holzstühlen an bekritzelten Tischen gesessen hat.“
Wenn wir die aktuelle Situation rund um Corona miteinbeziehen: Wie könnte sich das Schul- und Bildungssystem durch die Pandemie und ihre Auswirkungen – Stichwörter sind hier etwa Home-Schooling und E-Learning – verändern?
Omar El-Zein: „Als Auszubildender merke ich, dass derzeit viel versucht wird, um die Schülerinnen und Schüler weiter zu unterrichten. Das hat große Wertschätzung verdient. Viele Schulen greifen auf digitale Plattformen zurück. Ich kann mir gut vorstellen, dass diese Wege auch in Zukunft beibehalten werden. Das ist ein großer Fortschritt für das Bildungssystem.“
Bernd Tönjes: „Wir sehen in der aktuellen Ausnahmesituation, dass digitale Lernplattformen helfen, die ,schulfreie‘ Zeit zu überbrücken. Auch ich kann mir sehr gut vorstellen, dass diese Plattformen nach Corona weiter rege genutzt und ausgebaut werden. Ich will nicht schwarz malen, aber wer weiß, ob uns Schulschließungen, wie die jetzt erlebte, nicht noch einmal ereilen können. Da wäre es sicher gut, wenn sowohl Schülerinnen und Schüler als auch Lehrerinnen und Lehrer im Umgang mit digitalen Lehr- und Lernmethoden gut vertraut sind.“
Stefanie Kuhlmann: „Das Maß der Auswirkungen hängt meiner Meinung stark mit der Dauer der Schulschließung und der jeweiligen Schulform zusammen. Zwar findet an nahezu allen Schulen Unterricht in digitaler Form statt, allerdings sind Art, Umfang und Qualität dieses Unterrichts doch sehr unterschiedlich. Man darf, wie ich finde, nicht vergessen, dass die Schülerinnen und Schüler bei der Bearbeitung von Aufgaben ganz unterschiedliche Unterstützung in den Elternhäusern erfahren: viele Kinder und Jugendliche werden sicherlich gut betreut und angeleitet, es gibt aber auch Schüler, die völlig auf sich gestellt sind. Ich sehe die große Gefahr, dass bei zunehmender Dauer der Schulschließung die Kluft zwischen den Leistungen der Schüler in Abhängigkeit von den Unterstützungsmöglichkeiten im Elternhaus größer wird. Aber sicherlich wird es auch positive Veränderungen geben. Die Schulen und Lehrer sehen sich durch die Notwendigkeit der Nutzung digitaler Unterrichtsformen in dieser Krise aktuell mehr oder weniger dazu gezwungen, sich mit den Möglichkeiten der Digitalisierung auseinanderzusetzen. Diese neu gefundenen Wege werden sicherlich auch nach überstandener Krise das Lernen und Lehren bereichern können. Zudem sind meines Wissens an vielen Schulen Plattformen für eine direkte und sichere Kommunikation zwischen allen am Schulleben Beteiligten entstanden, die auch in anderen (Krisen-)Situationen effektiv genutzt werden können.“
Kuhlmann: Es gibt Frauen, für die es schwierig ist, Beruf und Familie zu vereinbaren




Blicken wir nun auf die Arbeitswelt. Stefanie, du musst Mutterdasein und Job seit einigen Monaten unter einen Hut bekommen. Klappt das gut?
Stefanie Kuhlmann: „Ja, das klappt sogar sehr gut. Natürlich ist es eine mächtige Herausforderung, aber die Rahmenbedingungen sind gut gesteckt: Die Kita ist in der Nähe, ich habe flexible Arbeitszeiten und meine Vorgesetzten und mein Team zeigen großes Verständnis für die neue Situation. In meinen neun Monaten Elternzeit haben meine Kolleginnen und Kollegen meine Aufgaben übernommen und mich wirklich toll vertreten. Ich konnte deshalb nach meiner Elternzeit direkt auf meine ursprüngliche Stelle zurückkehren und arbeite nun 35 Stunden in der Woche. Ich habe mich aber schon vor meiner Elternzeit viele Jahre mit großem Engagement bei der NATIONAL-BANK eingebracht. Sicherlich war es für mich deshalb nicht sehr schwierig, wieder reibungslos im Job anzukommen. Außerdem mache ich meinen Job sehr gerne und schätze die Möglichkeiten, die er mir seit vielen Jahren bietet. Es gibt natürlich genügend Frauen, die nicht so gute Rahmenbedingungen im Job vorfinden und für die es deutlich schwieriger ist, Beruf und Familie zu vereinbaren. Das höre ich auch öfter im Austausch mit anderen Frauen und finde das sehr schade.“
Herr Tönjes, wie fällt Ihr Blick auf das Arbeitsleben aus? Wussten Sie vor 30 Jahren schon, dass Sie einmal ein Unternehmen leiten werden?
Bernd Tönjes: „Es wäre vermessen zu sagen, dass ich das mit 30 schon wusste. Für mich war es immer wichtig, in Schritten zu denken und mir zu sagen: Wenn du den jetzigen Schritt gut machst, kommt der nächste. Ich habe nach meinem Studium bei der damaligen Ruhrkohle AG als Schichtsteiger unter Tage angefangen, hatte drei Mitarbeiter und wollte meinen Job gut machen. Dann wurde ich Reviersteiger unter Tage. Hier hatte ich Verantwortung für 100 Mitarbeiter, das war als junger Mann schon eine große und fordernde Aufgabe. Es folgten viele Schritte, schließlich Werksleiter, dann Vorstandsmitglied und schließlich Vorstandsvorsitzender. Mein absoluter Schwerpunkt ist bis heute die Arbeit, Freizeit ist spärlich gesät. Ich wollte diesen Karriereweg aber auch immer gehen, es war eine bewusste Entscheidung. Bei der jüngeren Generation spielen oft auch andere Fragen eine Rolle – Stichwort Work-Life-Balance. Dafür habe ich vollstes Verständnis. Ich finde es zum Beispiel gut, wenn auch Väter heute Elternzeit nehmen und sich persönlich um den Nachwuchs kümmern.“
Sie befürworten also Väter in Elternzeit. Brauchen wir denn parallel zu dieser Entwicklung künftig auch mehr Frauen an der Spitze von Unternehmen?
Bernd Tönjes: „Das ist sicherlich ein länger angelegter Prozess. Wir kommen von einer klassisch angelegten, männerdominierten Wirtschaft. Dieses System innerhalb von fünf oder zehn Jahren so umzustellen, dass Frauen und Männer gleichermaßen auf Vorstandsebene vertreten sind, ist unmöglich. Für mich ist die Frage, wie viele Frauen wir im Vorstand brauchen, auch nicht die entscheidende. Wir brauchen Kompetenz. Und wenn das System geändert werden soll, müssen Frauen vermehrt auch Fächer wie etwa Ingenieurwissenschaft studieren. Dieser Umbruch findet in einigen Fächern bereits statt – zum Beispiel im Bereich Medizin. In MINT-Fächern gibt es da noch Nachholbedarf. All das ist auch nur begrenzt steuerbar. Man kann niemanden dazu zwingen, in einem technisch ausgelegten Unternehmen zu arbeiten. Wenn man das nicht mag, macht man eben etwas anderes. Natürlich schauen Konzerne heute im Rahmen der Diversität auch auf Quoten, teilweise sind diese auch gesetzlich vorgeschrieben. Das mag seine Berechtigung haben, ich sehe das eher kritisch. Aber für die RAG-Stiftung kann ich sagen, dass wir 33 Prozent Frauenanteil im Vorstand haben.“
Stefanie Kuhlmann: „Wenn ich da als Frau ergänzen und deutlich sagen darf: Ich finde, dass der Begriff Frauenquote mittlerweile sehr negativ behaftet ist. Ich empfinde diese Quotenregelung sogar eher als Nachteil und würde persönlich nie einen Job haben wollen, nur weil ich eine Quote erfüllen muss. Wir brauchen vor allem in Führungspositionen eine ausgewogene Mischung fachlicher und menschlicher Kompetenzen. Meiner Meinung nach müssen Menschen in Führungspositionen andere von Ideen und Überzeugungen begeistern können. Und das ist keine Frage des Geschlechts, sondern des Charakters. Einige Leitbilder und Anforderungskataloge für einzelne Stellen der Unternehmen sind aber sicherlich zu überdenken.“
Omar, wie siehst du das?
Omar El-Zein: „Jeder, der das Know-how hat, einen Betrieb zu leiten, sollte das auch machen – egal ob Frau oder Mann. Und ganz ehrlich: Wenn Herr Tönjes jetzt zwischen mir und Stefanie entscheiden müsste, wer geeigneter wäre, ein Unternehmen zu leiten, würde er sicherlich nicht mich nehmen, da ich ja kaum Berufserfahrung habe.“
Stefanie Kuhlmann: „Wir können ja auch eine Doppelspitze bilden.“ (lacht)
Bernd Tönjes: „Eine schöne Idee.“ (lacht ebenfalls)




Eine gute Idee hatte auch der Junge Initiativkreis Ruhr, zu der auch Stefanie gehört. Mit seiner Social-Media-Aktion #läuftimruhrgebiet widerlegten die Nachwuchskräfte das Klischee vom grauen Revier. Eine Studie der Stiftung Mercator hat zudem Ende 2019 ergeben: Das Ruhrgebiet ist besser als sein Ruf. Warum überdecken Vorurteile nach wie vor die Wirklichkeiten unserer Region?
Bernd Tönjes: „Wenn die Realität besser ist als der Ruf, gefällt mir das eindeutig mehr, als wäre es andersherum. Ja, die Vorurteile sind nach wie vor da. Das merkt man oft, wenn man externe Besucher empfängt, die dann sagen: „Bei euch im Ruhrgebiet gibt es ja sogar Bäume.“ Das kann ich ehrlich gesagt nicht mehr hören. Ich finde unsere Region sehr spannend: Hier leben fünf Millionen sehr offene Menschen, wir haben ein gutes Mietniveau, 270.000 Studierende, zahlreiche Freizeitmöglichkeiten und eine Kulturlandschaft in einer Dichte, die ihresgleichen sucht. Wenn man mit offenen Augen durch die Region läuft, kann man viel Positives sehen. Was ich allerdings sehr bemängele, ist die Notwendigkeit für zahlreiche Berufspendler, immer mit dem eigenen Auto fahren zu müssen. Das liegt auch daran, dass der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im Ruhrgebiet versagt. Nur etwa jeder Zehnte Berufspendler nutzt den ÖPNV. Das ist in Städten wie Paris oder Berlin undenkbar. Hier haben wir noch großes Verbesserungspotential.“
Stefanie Kuhlmann: „Und zu oft verkauft sich unsere Region außerdem noch nicht stark genug als Einheit. Zum Ruhrgebiet gehören 53 Städte und Kommunen, die bei vielen Themen gefühlt zu autark agieren. Die Vernetzung muss einfach besser werden und das Kirchturmdenken muss aufhören – vor allem beim Thema ÖPNV, da gebe ich Ihnen Recht. Es kann ja nicht sein, dass man für die Strecke von Bochum nach Bottrop mit Bus und Bahn mehr als zwei Stunden braucht.“
Omar El-Zein: „Oder eine Stunde von Gelsenkirchen nach Bottrop, das geht auch gar nicht. Wie wäre es denn ganz einfach mit einer Straßenbahnverbindung zwischen diesen beiden Städten? Das wäre mal eine Maßnahme, die wir Jugendlichen begrüßen würden. Am schlimmsten sind aber die Öffnungszeiten unserer Innenstädte. Was sollen wir jungen Leute in Gelsenkirchen denn nach Feierabend machen? Oder am Wochenende? In Essen gibt es jetzt zumindest ein Einkaufszentrum, das freitags 24 Stunden geöffnet hat.“
Bernd Tönjes: „Gibt es denn in Gelsenkirchen keine Einrichtungen für junge Leute?“
Omar El-Zein: „Vor Corona galt: Wenn ich abends oder am Wochenende etwas mit Freunden machen will, habe ich eigentlich nur die Wahl zwischen Shisha-Bar und Döner-Laden. Beides finde ich nicht wirklich attraktiv. Ich wünsche mir ein Jugendzentrum, das den Jugendlichen in meinem Alter ein anderes Angebot und angepasste Öffnungszeiten bietet. Es müssten mehr Räume geschaffen werden. Das wäre auch gut für solche Menschen, die schon in jungen Jahren mit Drogen zu tun haben.“
Hätten Sie mit einem solchen Hinweis gerechnet?
Bernd Tönjes: „Das hatte ich nicht erwartet. In Nicht-Corona-Zeiten ziehen die jungen Leute, die ich gut kenne, am Wochenende erst gegen 23 Uhr los und wirken damit ganz zufrieden.“
Omar El-Zein: „Das trifft ja auch nicht auf uns alle zu. Aber ich sage immer: Wir kommen aus dem Ruhrgebiet. So viele Kohle ist nicht mehr da. Als Azubi möchte und kann ich einfach nicht jedes Wochenende für 20 bis 30 Euro pro Nacht feiern oder in eine Shisha-Bar gehen. Ich möchte mit meinen Freunden einfach gerne durch die Stadt schlendern und vielleicht, wenn es warm ist, mal ein Eis essen. Aber viele Cafés haben dann schon zu. Haben Sie sich schon mal in die Innenstadt von Gelsenkirchen nach 20 Uhr gestellt?“
Bernd Tönjes: „Also, meine Frau kommt aus Gelsenkirchen, wenn ich sie jetzt fragen würde, würde sie konkretisieren: Gelsenkirchen-Buer. Ich bin öfter in der Stadt gewesen, weil auch meine Schwiegereltern dort gewohnt haben, die leider nicht mehr leben. Anfang des Jahres war ich aber in der Einkaufszone in der Nähe des Hans-Sachs-Hauses, habe in einem Café gefrühstückt und war sehr angetan. Das Ambiente war toll, die Bedienung freundlich und die Qualität des Essens gut.“
Stefanie Kuhlmann: „Das, was Omar beschreibt, führt dann leider oft dazu, dass sich die Jugendlichen auf irgendwelchen Parkplätzen in ihren Autos oder an Tankstellen treffen – und davon wollen wir ja unbedingt weg.“
Omar El-Zein: „Ja, uns Gelsenkirchener Jugendlichen würde ja schon eine größere Überdachung in einem Park mit ein paar Holzbänken helfen. Da kann man dann seine eigenen Getränke mitbringen und sich nett unterhalten, das würden wir alle machen. Von diesen Möglichkeiten gibt es hier viel zu wenig, vor allem bei schlechtem Wetter. Da ist der beliebteste Treffpunkt der Hauptbahnhof, weil er überdacht ist. Im Sommer können wir ja zum Beispiel in den Consol Park gehen und auf einer Decke picknicken. Aber es wäre schon schön, wenn es mehr Räume für Jugendliche gäbe.“
Zum Abschluss unseres Gesprächs gibt es ein kleines Gedankenexperiment. Wir richten den Blick nach vorn und denken an die Zeit nach der Corona-Pandemie: An welchen Lieblingsort im Ruhrgebiet würden Sie, Herr Tönjes, Frau Kuhlmann beizeiten einmal mitnehmen und warum?
Bernd Tönjes: „Ich finde ja, das Ruhrgebiet und Fußball gehören zusammen. Frau Kuhlmann, haben Sie schon einmal etwas von der VELTINS-Arena gehört?“
Stefanie Kuhlmann: „Ja.“
Bernd Tönjes: „Sind Sie schon einmal da gewesen?“
Stefanie Kuhlmann: „Nein.“
Bernd Tönjes: „Aber Sie haben keine Aversionen gegen Fußball?“
Stefanie Kuhlmann: „Nein, ich bin da jetzt nicht versiert, aber das ist hoffentlich keine Voraussetzung, um das Programm mit Ihnen zu gestalten.“ (lacht)
Bernd Tönjes: „Je laienhafter, umso besser. Dann ist das nämlich mit Schalke nicht so problematisch.“ (lacht)
Stefanie Kuhlmann: „Dann bin ich gerne dabei.“ (lacht)
Bernd Tönjes: „Dann lade ich Sie und Ihren Mann zu einem Schalke-Spiel ein, wenn dies wieder möglich ist. Die VELTINS-Arena ist ein besonderer Ort, bei dem man das Ruhrgebiet live sehr schön erleben kann.“
Stefanie Kuhlmann: „Das klingt gut. Vielen Dank für die Einladung.“
Das war dann wohl nicht nur eine theoretische Überlegung, sondern eine praktische Einladung, wie wunderbar! Stefanie, wohin möchtest du Omar mitnehmen?
Stefanie Kuhlmann: „Mein Mann kommt aus Bottrop. Das erste, was er mir gezeigt hat, war die Halde Haniel. Der Kreuzweg an der Südseite führt an 15 Stationen den Berg hinauf. Auf dem Haldengipfel gibt es bunte Eisenbahnschwellen, die sehr imposant sind. Bei gutem Wetter und guter Sicht hat man einen großartigen Blick Richtung Essen und kann super picknicken. Auf dem Gipfel finden auch regelmäßig Konzerte oder Theaterstücke statt. Das ist großartig. Ich würde dich gerne dorthin einladen, wenn die Corona-Krise überstanden ist.“
Omar El-Zein: „Sehr gerne. Ich freue mich.“
Und nun du, Omar: An welchen Lieblingsort im Ruhrgebiet nimmst du Herrn Tönjes demnächst einmal mit?
Omar El-Zein: „Ganz klar: Die Himmelsleiter in Ückendorf. Denn ich bin ein Mensch, der gerne auch mal seine Ruhe hat, ein bisschen nachdenkt und etwas Schönes sieht. Von der Himmelsleiter aus können wir dann gemeinsam die Schönheit des Ruhrgebiets betrachten und uns unter anderem die Skylines von Duisburg, Gelsenkirchen und Bochum anschauen.“
Bernd Tönjes: „Wunderbar. Ich habe die Himmelsleiter nämlich schon oft aus der Ferne gesehen, muss aber gestehen, dass ich sie noch nie hinaufgestiegen bin.“
Omar El-Zein: „Umso besser. Dann lade ich Sie, wenn es wieder möglich ist, bei gutem Wetter gerne dorthin ein.“
Das Gespräch führte Jasmin Buck.
Das sind die Interviewten:
Bernd Tönjes wurde 1955 in Dorsten geboren. Er studierte Bergbau an der RWTH Aachen. Nach verschiedenen Stationen in der Bergbau AG Lippe und der Ruhrkohle Westfalen AG leitete er die Bergwerke Heinrich Robert in Hamm und Ewald/Hugo in Gelsenkirchen/Herten und war Sprecher der Geschäftsführung der DSK Anthrazit Ibbenbüren GmbH. Im Jahr 2000 wurde er Mitglied des Vorstands der Deutsche Steinkohle AG, dem er ab von 2001 vorsaß. Von 2004 bis 2007 war er Mitglied des Vorstands der RAG Aktiengesellschaft, im Januar 2008 wurde er ihr Vorstandsvorsitzender. Seit Mai 2018 ist Bernd Tönjes Vorsitzender des Vorstandes der RAG-Stiftung. Seit 2016 ist er Moderator des Initiativkreises Ruhr.
Stefanie Kuhlmann, geboren 1986 in Wuppertal, hat bereits ihre Ausbildung zur Bankkauffrau bei der NATIONAL-BANK AG gemacht. Nach einigen Jahren als Privatkundenbetreuerin und Teamleiterin der Hauptstelle ist sie seit 2014 Senior Private Banking Betreuerin. Berufsbegleitend hat sie einen Master in Wirtschaftspsychologie an der Hochschule für Ökonomie und Management in Essen erworben. Sie ist Mitglied im Jungen Initiativkreis Ruhr. Außerdem hat sie an der Global Young Faculty V teilgenommen und beschäftigte sich in ihrer Arbeitsgruppe mit dem Thema „Entdecke dein RuhrPot(t)ential“. Sie wohnt mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Essen.
Omar El-Zein ist 19 Jahre alt und wohnt in Gelsenkirchen. Zurzeit absolviert er bei der JOBLINGE gAG Ruhr am Standort in Gelsenkirchen seine Ausbildung zum Kaufmann für Büromanagement. Vor dem Start seiner Ausbildung durchlief er das JOBLINGE-Programm.
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