Berichte
InnovationCity Ruhr: Vorreiter für Klimaschutz im Ruhrgebiet
16. Juni 2021




Nach zehn Jahren hat InnovationCity Ruhr, das Klima-Leitprojekt des Initiativkreises Ruhr, seinen würdigen Abschluss gefunden. In einer würdigen Veranstaltung in Präsenz und online via Livestream zogen die Verantwortlichen Bilanz. Das Ergebnis: Die „Energiewende von unten“, wie sie in Bottrop gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern vollzogen wird, funktioniert. Bottrops Klima-Reduktion ist kann ein Beispiel für alle anderen Städte sein.
Modellstadt gegen Klimawandel
Zehn Jahre Energiewende im Herzen des Ruhrgebiets
150 Jahre lang wurde in Bottrop Kohle gefördert, bevor 2018 die letzte Zeche schloss. Zu diesem Zeitpunkt waren die Weichen für die weitere Stadtentwicklung jedoch längst gestellt, denn Bottrop hatte 2010 den Wettbewerb des Initiativkreises Ruhr zur Klimastadt der Zukunft gewonnen und wurde damit zur InnovationCity Ruhr | Modellstadt Bottrop. Das Ziel: Den Klimawandel im Ruhrgebiet angehen und eine nachhaltige Energiewende herbeiführen. Seitdem versteht sich Deutschlands erste InnovationCity als Experimentier- und Laborraum für klimagerechten Stadtumbau. Für diesen Prozess wurde ein Pilotgebiet definiert, in dem 70.000 der insgesamt 117.000 Bewohnerinnen und Bewohner Bottrops in rund 12.500 Wohngebäuden leben.




Schon vor dem Ablauf des zehnjährigen Projektzeitraums stand fest: Dieses Klimaprojekt ist ein großer Erfolg. Spätestens mit dem im Jahr 2016 gestarteten „Roll-out“ auf 20 weitere Quartiere im gesamten Ruhrgebiet ist Bottrop zur Blaupause für klimagerechten Stadtumbau geworden. Die Projekte reichen mittlerweile weit über das Ruhrgebiet hinaus bis nach Berlin, Hamburg, Thüringen und sogar Luxemburg. Längst kommen Delegationen aus aller Welt, um sich in Bottrop über die „Energiewende von unten“ zu informieren.
Ein Leitprojekt zieht Bilanz
Die Ergebnisse aus der Abschlussveranstaltung




Laut Berechnungen der ICM konnte der CO2-Ausstoß von 2009 bis 2020 um rund 50 Prozent gesenkt werden. Für das Abschlussjahr 2020, für das konkrete Verbrauchsdaten der Energieversorger erst 2022 vorliegen, hat die ICM die hohe Modernisierungsquote in Bottrop in ihre Prognosen mit einbezogen. Das Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie hat für das Jahr 2020 mit bundesweiten Prognosewerten kalkuliert und kommt auf eine Minderung von 47 bis 49 Prozent und bestätigt damit, dass die angestrebte Halbierung erreicht worden ist. Die im Jahr 2009 erhobenen Daten bilden die Basis für die wissenschaftliche Evaluation des Projektzeitraums von 2010 bis 2020. Alle Ergebnisse auf einen Blick.
ICM-Geschäftsführer Burkhard Drescher: „Der CO2-Wert ist ein Indikator in der InnovationCity und wir haben die Halbierung der Treibhausgase geschafft. Noch entscheidender aber ist die Vielzahl der Ergebnisse, die den nachhaltigen Wandel von der Kohlestadt zur Klimastadt belegen.“
Hier gibt es die komplette Pressemitteilung.
Alle Beteiligten haben ein Experiment gewagt – und können sich dafür zurecht feiern lassen. Die InnovationCity zeigt, dass sich Ökologie und Ökonomie sinnvoll ergänzen können.Ina Scharrenbach, Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung des Landes Nordrhein-Westfalen
Bei der Abschlussveranstaltung kamen außerdem diverse Experten aus Wissenschaft und Wirtschaft zu Wort. ARD-Meteorologe Karsten Schwanke betonte in seinem Vortrag die Dringlichkeit einer Klimawende und identifizierte wichtige Faktoren, um diese zu erreichen. Ganz Deutschland müsse dem Beispiel der InnovationCity Ruhr folgen, sonst würden die Hitzewellen in Zukunft für noch massivere Probleme sorgen, betonte er.
Zuspruch gab es auch aus Düsseldorf und Berlin. Aus der Hauptstadt schaltete sich Svenja Schulze, Bundesministerin für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit zu. Sie beglückwünschte den Erfolg des Projekts und schlug die Brücke zu einem deutschlandweiten Rollout des Konzept. Von Düsseldorf aus gratulierte Ina Scharrenbach, NRW-Ministerin für Heimat, Kommunales, Bauen und Gleichstellung, den Verantwortlichen der Modellstadt Bottrop: „Alle Beteiligten haben ein Experiment gewagt - und können sich dafür zurecht feiern lassen. Die InnovationCity zeigt, dass sich Ökologie und Ökonomie sinnvoll ergänzen können.“
Auch die junge Generation macht sich für das Thema Klimaschutz stark. Leonie Bremer, Pressesprecherin von Fridays for Future, lobte InnovationCity in einer Live-Schalte. Bottrop habe ein wichtiges Zeichen gegen die Klimakrise gesetzt, so die Schülerin.
Befragung des Jungen Initiativkreises
Zum Abschlussevent wurde unter den Followern des Jungen Initiativkreises Ruhr auf Instagram eine Umfrage zur Klimafreundlichkeit des Ruhrgebiets gestartet. Die Umfrage erreichte mehr als 450 Menschen, mehr als 100 Personen nahmen teil. Ziel war es herauszufinden, was den jungen Menschen für ein klimafreundliches Ruhrgebiet wichtig ist und welche weiteren Maßnahmen sie sich wünschen.




Impressionen von der Veranstaltung
Zwölftklässler führten durch die Veranstaltung
Rebekka Kahnert (18) und Hamsa Mahdi (18) von der Willy Brandt Gesamtschule in Bottrop führten als Moderatoren-Duo durch die Veranstaltung. Wir haben mit den Zwölftklässlern über das Leben im Ruhrgebiet und ihr persönliches Engagement gegen den Klimawandel gesprochen.
Eine Veranstaltung dieser Größenordnung zu moderieren ist wahrscheinlich in keinem Alter eine leichte Aufgabe. Hand aufs Herz: Wie nervös wart ihr?
Mahdi: Der ganze Tag war aufregend, und ich war sehr beeindruckt von der Kulisse. Aber als wir dann angefangen haben, ließ die Nervosität etwas nach.
Kahnert: Vor allem, nachdem ich die Stellen geschafft habe, vor denen ich ein wenig Angst hatte, weil die in der Probe vielleicht nicht so gut geklappt haben. Es war eine tolle Erfahrung!
Warum habt ihr euch dazu entschieden, InnovationCity Ruhr bei diesem Event zu unterstützen?
Kahnert: Wir haben im vergangenen Jahr schon einmal eine Veranstaltung in der Schule moderiert. Dort ist eine Mitarbeiterin von InnovationCity Ruhr auf uns aufmerksam geworden, die uns weiterempfohlen hat. Dann wurden wir angefragt, ob wir uns vorstellen können, beim Abschlussevent durch das Programm zu führen.
Mahdi: Natürlich ist solch ein Event noch einmal etwas anderes. Aber wir haben sofort zugesagt, weil das Thema besonders für Leute in unserem Alter total wichtig ist.
Ihr konntet euch also auch mit dem Projekt selbst identifizieren?
Mahdi: Klimaschutz ist eins von den Themen, bei denen wirklich niemand sagen kann, dass es ihn oder sie nicht betrifft. Und da muss man auch besonders die Menschen hervorheben, die dieses Projekt unterstützt haben. Die meisten von ihnen werden wahrscheinlich nicht so viel mit dem Klima zu kämpfen haben, wie wir bald. Es ist toll, dass sie da an uns denken!
Kahnert: Man konnte früher an den rauchenden Schloten erkennen, dass das auf Dauer nicht gut für die Erde sein kann, dass etwas geändert werden muss.
Was unternehmt ihr persönlich gegen den Klimawandel?
Mahdi: Man kann schon beim Essen anfangen, da gibt es heutzutage so viele Ersatzprodukte, dass ich meinen Fleischkonsum ohne Probleme reduzieren kann. Und schmecken tut es auch nicht schlecht.
Kahnert: Ich finde, man kann schon im kleinen Umfang etwas ändern, so etwas wie Plastikverpackungen vermeiden. Das hilft schon weiter.
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