Interviews
Mit kleinen Schnitten zum Erfolg: Wie ein Bochumer Startup den Mikrochip-Markt erobern will
04. Juni 2021




Das Bochumer Startup LIDROTEC gewann den 6. Salon des Créateurs, der in diesem Jahr digital stattfand. Im Interview sprechen zwei der Geschäftsführer über ihre Idee, die Teilnahme am Salon und über Voraussetzungen für eine erfolgreiche Gründung.
Alexander und Jannis, ihr seid zwei der vier kreativen Köpfe hinter LIDROTEC. Was könnt ihr über euer Produkt erzählen, mit dem ihr den 6. Salon des Créateurs gewonnen habt?
Jannis: LIDROTEC steht für Laser Hydro Technologies, also die Zusammenführung von Laserstrahlen und Flüssigkeiten für höchste Präzision in der Materialbearbeitung. Herkömmliche Laserschneid- und Bohrverfahren finden in einer Gasatmosphäre statt, was den großen Nachteil hat, dass dort auch Wärme entsteht. Das führt wiederum zu Schmelzspritzern oder Mikrorissen. Unsere Idee war es, Flüssigkeiten zum Prozess hinzuzugeben, was das Werkstück natürlich kühlt, aber auch Abtragsmaterialien wegspült, die das Endprodukt verunreinigen würden. Außerdem können durch die Zugabe von Flüssigkeiten chemische Reaktionen angestoßen werden, was zusätzlich neue Möglichkeiten eröffnet. Im Grunde hilft unsere Lasermaschine, Material- und Prozesskosten einzusparen, weil sie die Ausschussrate um bis zu 100 Prozent reduziert.
Auf welchen Markt habt ihr es damit abgesehen?
Alexander: Primär fokussieren wir uns auf das Schneiden von Mikrochips. Das ist ein großer Markt, denn alles was digital ist, hat Mikrochips in sich. Und es ist ein deutliches Wachstum absehbar: Zum Beispiel brauchen Elektroautos zwei- bis dreimal mehr Mikrochips als Verbrenner. Gleichzeitig sind wir aber auch auf der Suche nach anderen Applikationen. Unsere Technologie ist eine Plattformtechnologie mit Potenzial in verschiedenen Anwendungsmöglichkeiten. Im Grunde kommt alles infrage, wo präzise und in extrem kleinen Maßstäben gearbeitet wird. Das reicht von der Medizintechnik über Luxusuhren bis hin zur Luft- und Raumfahrt. Und ich denke, in Zukunft werden sich auch noch andere Anwendungsgebiete finden.
Wir wussten schon von Anfang an, dass wir gründen wollen. Das Problem war, wir wussten nicht womit.
Wie kam es zu der Gründung?
Jannis: Alexander Kanitz, Jan Hoppius und ich haben gemeinsam promoviert und uns in den Jahren an der Ruhr-Universität Bochum angefreundet. Wir wussten schon von Anfang an, dass wir gründen wollen. Das Problem war, wir wussten nicht womit. Also haben wir jede Kaffeepause genutzt, um uns hinzusetzen und Ideen zu besprechen. Durch unsere Forschung haben wir gesehen, dass die Laserbearbeitung mit Flüssigkeiten viele Vorteile hat, sodass wir unsere Idee immer weiter ausgearbeitet haben und schließlich gemerkt haben: Damit kann man sich selbstständig machen! Um das Projekt von der Forschung in die Wirtschaft zu heben, haben wir uns dann Alexander Igelmann ins Boot geholt, der Expertise in Betriebswirtschaft und Finanzen mitbringt und sogar schon erste Erfahrung im Gründen hatte.
Und dann seid ihr beim Salon des Créateurs gelandet.
Alexander: Genau. Wir haben schon vorher an Wettbewerben teilgenommen und dort auch gute Ergebnisse erzielt. Darüber hinaus sind solche Events toll, um zu netzwerken und auf sich aufmerksam zu machen. Beim Salon ging es uns aber tatsächlich um die Designleistung. Wir sind drei Ingenieure und ein Betriebswirt, aber keiner von uns kennt sich aus in Sachen Design. Bei einem Produkt mit hohen Anforderungen an industrielle Standards muss nun einmal eine gewisse Professionalität kommuniziert werden. Gleichzeitig möchten wir auch jung und innovativ wirken. Daran werden wir in den nächsten Monaten gemeinsam mit der Agentur NEOVAUDE arbeiten.
Jannis: Wir haben uns spontan für die Designer aus Dortmund entschieden. Mit einem Sieg haben wir nämlich kaum gerechnet, weil die beiden anderen Startups auch spannende Produkte hatten und tolle Pitches vorbereitet haben. Im Video kann man bestimmt auch sehen, dass wir ziemlich sprachlos waren (lacht.) NEOVAUDE war uns von Anfang an sympathisch, und ich glaube, dass sie der perfekte Partner für unseren designtechnischen Neustart sind. Wir arbeiten zurzeit an der Weiterentwicklung unseres Corporate Designs, zum Beispiel für Kunden-Präsentationen, und sind mit der Zusammenarbeit sehr zufrieden.




Welche Erfahrungen habt ihr bis jetzt aus der Gründung mitgenommen?
Alexander: Was die größte Überraschung beim Gründen war, ist die Zeiteinschätzung. Es gibt oft Situationen, in denen man etwas optimistischer ist, als die Realität das zulässt. Einerseits liegt es oftmals an der Komplexität der Aufgaben, manchmal aber auch an äußeren Umständen. Wir haben jedenfalls gelernt, das ein gutes Zeitmanagement sehr wichtig ist. Auf der anderen Seite bewegen wir uns in einem sehr interessanten Arbeitsumfeld. Wir vier sind unsere eigenen Chefs, man sieht bei allem, was man tut, einen sofortigen Effekt. Zudem bekommt man in und um Bochum enorme Unterstützung von allen Seiten. Wir konnten auf verschiedene Netzwerke zurückgreifen, haben an Pitchtrainings teilgenommen und wurden von der World Factory Bochum beraten. Das sind wirklich optimale Voraussetzungen, um erfolgreich zu gründen.
Das war der 6. Salon des Créateurs
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