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Die Besten im Westen

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Energieberaterin setzt auf Mission Nachhaltigkeit


27. April 2021

Von Kindesbeinen an lernte Kiranpreet Kaur, mit Ressourcen achtsam umzugehen. Heute arbeitet die 29-Jährige als Beraterin bei der Innovation City Management GmbH. (Foto: ICM)

Junge Menschen wollen sich einbringen. Sie gehen dorthin, wo sie das können, um selbst Treiber des Wandels zu sein. Das Ruhrgebiet bietet ihnen einen solchen Mehrwert. In unserer Serie „Die Besten im Westen“ stellen wir junge Persönlichkeiten aus unserem Netzwerk vor, die für individuelle Erfolgsgeschichten stehen. Den Anfang macht die 29-jährige Kiranpreet Kaur, Energieberaterin bei der Innovation City Management GmbH.

Der rote Faden, der sich durch das Leben von Kiranpreet Kaur zieht, ist eigentlich grün. Die 29-jährige gebürtige Oberhausenerin mit indischen Wurzeln möchte daran mitwirken, den Klimawandel aufzuhalten. Sie lebt in einem Essener Quartier, dessen Häuser so umgebaut werden sollen, dass möglichst wenig Energie ungenutzt verpuffen kann. Und auch mit ihrem Job hat Kaur sich ganz einem Ziel verschrieben: Nachhaltigkeit. Für sie ist das kein Modewort oder Trend. Es ist eine Lebenseinstellung.

Seit Mai 2020 arbeitet Kiranpreet Kaur bei der Innovation City Management GmbH (ICM) in Bottrop. Hier entwickelt sie Ideen, um dem Klima- und Strukturwandel in Städten zu begegnen. Ihr täglich Brot ist dabei die Energieberatung: Sie erklärt Menschen, die ihren Verbrauch senken möchten, wie das geht. Dazu hat Kiranpreet Kaur jede Menge Tipps im Repertoire; der „Klassiker“: Fernseher und Monitor nicht im Standby-Modus belassen – so kann man bis zu 60 Euro im Jahr sparen. Weit darüber hinaus geht es, wenn Kaur Eigenheimbesitzern erklärt, wo sie an ihrer Immobilie Hand anlegen müssten, um Ressourcen schonender zu wohnen. „Diese Energieberatungen machen mir sehr viel Freude“, erzählt die junge Frau. „Ich finde es schön, dass man häufig schnell ein persönliches Level findet mit den Kunden.“ Was sie besonders freut: Dieses Angebot der ICM ist kostenlos. „Ich liebe es, dass ich nach der Beratung nicht mit einer Rechnung winken muss. Das ist sehr nutzerfreundlich.“ Sobald klar ist, dass ihre Kunden für die Tipps nichts berappen müssen, kämen die Fragen oft wie am Fließband. „Es wird dann alles rausgehauen, was auf den Nägeln brennt. Und ich kann helfen.“

Diese Energieberatungen machen mir sehr viel Freude. Ich finde es schön, dass man häufig schnell ein persönliches Level mit den Kunden findet.
Die Eltern von Kiranpreet Kaur kamen vor rund 40 Jahren aus Indien nach Deutschland. (Foto: privat)

Das nötige Wissen über „klimafreundliches Wohnen“ hat Kiranpreet Kaur sich während ihres Studiums angeeignet und in der Praxis abgerundet. Neben einem erworbenen Master of Engineering ist sie geprüfte Planerin für Baubiologie und zertifizierte Energieberaterin für Wohngebäude (BAFA). Dabei lag ihr Bachelor-Studium im Bereich Architektur, den Master sattelte sie auf, um sich zu spezialisieren. „Ich wollte nicht einfach nur teure Häuser aufstellen und fertig. Deshalb habe ich mich für das Masterstudium ‚Energieeffizientes und Nachhaltiges Bauen‘ entschieden.“ Es verschlug Kiranpreet Kaur zunächst an eine für Architektur renommierte Hochschule nach Münster. „Ich kannte die Uni schon, denn meine ältere Schwester studierte dort Zahnmedizin“, erzählt sie. Die Stadt gefiel ihr obendrein sehr gut. „Nicht nur, dass es dort wirklich so fahrradfreundlich ist, wie man immer sagt. Auch die Menschen sind total lieb und nett“, schwärmt Kaur. Im Anschluss an das Bachelor-Studium ging es zum Master nach Holzminden. „Man musste nur über eine Brücke gehen, und schon war man wieder in Nordrhein-Westfalen“, sagt sie über das kleine Städtchen im südlichen Niedersachsen.

Doch irgendwann vermisste sie ihr Zuhause. „Nach einer gewissen Zeit hat man die Nase voll davon, nicht bei der Familie zu sein“, meint Kaur. Und so zog es sie nach dem Studium nach Essen. Hier ist sie in der Nähe ihrer Lieben, die in Duisburg wohnen. Das Ruhrgebiet ist ganz klar ihre Heimat. Sie fühlt sich hier wohl – und sieht seit jeher für sich viel Potential: „In dieser Region kann man jede Menge davon umsetzen, was ich im Masterstudium zur Verbesserung der Energieeffizienz gelernt habe.“ Zurück im Revier ergatterte sie erste Jobs und landete schließlich bei der ICM. Ein Volltreffer – spiegelt doch das Unternehmen, das sich für klimagerechten Stadtumbau einsetzt, ihre persönlichen Werte wider. So ist es auch nicht verwunderlich, dass Kaur schon früh darauf aufmerksam geworden war. „Die ICM an sich war mir immer schon ein Begriff“, erzählt sie.

In dieser Region kann man jede Menge davon umsetzen, was ich im Masterstudium zur Verbesserung der Energieeffizienz gelernt habe.

Das Ruhrgebiet steht auch für erfolgreiche Quartiersentwicklung

Und woher rührt der Wunsch, das Leben nachhaltig zu gestalten? Aus der Einstellung, die Kaur von zu Hause mitbekommen hat – da ist sie sich ganz sicher. „Meine Eltern haben mir beigebracht, dass man auf Dinge achten muss, dass man vieles auch reparieren kann und nicht immer gleich etwas Neues kaufen muss“, erzählt die junge Frau. Besagtes Paar kam vor rund 40 Jahren aus Indien nach Deutschland. In ihrer Heimat hatten beide auf dem Land gelebt. „Da ging man nicht so locker flockig mit Dingen um und schmiss nicht gleich alles weg, was kaputt war. Diese Mentalität und dass man sich um Sachen kümmern muss, das haben uns meine Eltern definitiv weitergegeben“, sagt Kaur.

Eben dieses Verständnis bringt sie heute im Job an. „Ich denke bei den Energieberatungen immer erst einmal daran, Sachen zu reparieren, anstatt sie gleich auszutauschen“, erzählt Kaur. „Wenn es funktioniert, ist es nicht nur nachhaltiger, sondern für die Menschen auch noch günstiger. Die sind dann häufig baff, welche guten Möglichkeiten es gibt. Ertüchtigungen sind noch nicht in aller Munde“, erklärt sie. Und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Aber ich werde schon noch dafür sorgen.“

Kiranpreet Kaur geht in ihrer Arbeit auf. Toll findet sie, dass im Ruhrgebiet Ideen und Geld in die Aufrüstung von Häusern investiert werden. „Hier rollt der Ball auf jeden Fall“, sagt sie. Und noch etwas anderes nimmt sie ein für die Region: die Oasen, die sie hier beinahe überall findet und in denen sie auftanken kann. Der Landschaftspark Duisburg zählt zu ihren Lieblingsplätzen. Eigentlich nur logisch – bei all dem Grün.

Über InnovationCity Ruhr

Das Ruhrgebiet als Vorreiter für Klimaschutz: In der InnovationCity Ruhr werden innovative Ideen und Lösungen entwickelt, wie den Herausforderungen des Klima- und Strukturwandels im urbanen Raum begegnet werden kann. Konkret sollen in einem Pilotgebiet der „Modellstadt Bottrop“ die CO2-Emissionen innerhalb von zehn Jahren halbiert und die Lebensqualität gesteigert werden.

Der Initiativkreis Ruhr verfolgte von Anfang an das Ziel, dass auch andere Städte von den positiven Erfahrungen in der InnovationCity Ruhr profitieren können. Und so wurde das Konzept auf 20 weitere Quartiere im Ruhrgebiet ausgerollt. Das Ergebnis: Mit der Erzeugung und Nutzung von Sonnenenergie könnten die Quartiere ihren Strombedarf untereinander komplett abdecken und die gleiche Strommenge sogar noch abgeben. Die Photovoltaik-Anlagen im gesamten Untersuchungsgebiet haben einen Ertrag von 13.500 Megawattstunden pro Jahr (MWh/a). Das theoretische Photovoltaik-Potenzial liegt mit mehr als 1,12 Mio. MWh/a weit darüber.

In Bottrop nähert sich das Modellprojekt dem Ende: Im Juni 2021 wird bilanziert und wissenschaftlich evaluiert. Die ICM bleibt ihrem Gründungsort jedoch treu: Die Politik möchte, dass InnovationCity auf ganz Bottrop übertragen wird. Neue Quartierskonzepte werden für die Städte Oberhausen, Leichlingen, Bielefeld, Eschweiler und Luxemburg geschrieben, und auch die großen Projekte in Berlin und Thüringen laufen weiter.

Sie haben Fragen an Kiranpreet Kaur? Dann schreiben Sie uns eine E-Mail.

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