Interviews

Online-Diskussion zum Thema nachhaltiges Wirtschaften


07. September 2021

Dr. Anette Bickmeyer, Geschäftsführerin der Initiativkreis Ruhr GmbH, vertrat das Wirtschaftsbündnis am 2. September bei einer Online-Veranstaltung zum Thema nachhaltiges Wirtschaften. (Foto: Initiativkreis Ruhr)

Die Organisation der Vereinten Nationen hat 17 allgemeingültige Ziele identifiziert, nach denen nachhaltiges Leben möglich gemacht werden soll. Aber wer sorgt für die Umsetzung? Diese Frage stellte sich das etablierte Netzwerk RuhrMetropolePlus. Antworten und Anknüpfungspunkte gab eine Online-Veranstaltung am 2. September, bei der Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Gesellschaft zusammenkamen. Initiativkreis-Geschäftsführerin Dr. Anette Bickmeyer gehörte zu den Diskutanten.

Im Jahr 2015 haben die Vereinten Nationen die Agenda 2030 verabschiedet, einen Fahrplan für die Zukunft. Mit 17 globalen Nachhaltigkeitszielen deckt sie eine Vielzahl von Themen ab. Wie sind diese Ziele entstanden? Wo steht dabei das Ruhrgebiet? Was sind unsere Herausforderungen bei der Umsetzung der Nachhaltigkeitsziele? Wer ist gefragt? Um die Beantwortung dieser Fragen ging es am Donnerstag, 2. September, bei einer Online-Veranstaltung der Soroptimist International, einem internationalen Service-Club für berufstätige Frauen.

Nach einem Impulsvortrag von Prof. Dr. Estelle Herlyn, wissenschaftliche Leiterin des KompetenzCentrums für nachhaltige Entwicklung an der FOM Hochschule für Ökonomie und Management in Essen, fand eine angeregte Diskussion statt. Gesprächspartner waren Dr. Dorothea Schostok (Ministerin für Umwelt, Landschaft, Natur- und Verbraucherschutz des Landes NRW), Julia Jacob (Erste Bürgermeisterin der Stadt Essen), Guido Halbig (Leiter der Niederlassung Essen des Deutschen Wetterdienstes) und Initiativkreis-Geschäftsführerin Dr. Anette Bickmeyer. Die Moderation übernahm Nina Ruge, Botschafterin der Allianz für Entwicklung und Klima. 

Interview mit Dr. Anette Bickmeyer

Frau Dr. Bickmeyer, was bedeuten die 17 Ziele der Vereinten Nationen für das Ruhrgebiet?
Die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen sind auch für das Ruhrgebiet bedeutsam. Schauen wir auf unsere Städte. Angesichts der Herausforderungen durch den Klimawandel muss ein Augenmerk dabei auf die energetische Modernisierung des Bestands gelegt werden. Im Ruhrgebiet haben wir die Möglichkeit, lebenswerte, durchmischte Quartiere zu erschaffen, in denen die meisten Bedarfe des täglichen Lebens in Fuß- oder Fahrrad-Distanz erreichbar sind. Die Region kann hier ein Vorbild für ganz Europa auf dem Feld der nachhaltigen Quartiers- und Stadtentwicklung sein. Wir sind dabei, ein neues Leitprojekt auf die Beine zu stellen, das sich unter dem Arbeitstitel „Urbane Zukunft Ruhr“ mit gleich drei Aktionsfeldern beschäftigt, die zusammenfasst werden: Wohnen/Öffentlicher Raum, Mobilität und Bildung/Teilhabe. Wir wollen einen Scheinwerfer auf ein Stadtgebiet richten, um Lösungen in diesen Aktionsfeldern zusammen zu denken und umzusetzen.

Neben einem passenden Arbeitsplatz wird die Qualität des Wohnens und der öffentlichen Räume mit darüber entscheiden, ob Menschen weiterhin im Ruhrgebiet leben möchten oder sich für die Region als ihre neue Heimat entscheiden werden. Unser Wirtschaftsbündnis möchte einen nachhaltigen Beitrag dazu leisten. Dabei soll gezeigt werden, wie dieser essenziell wichtige Dreiklang innerhalb eines Stadtgebiets gelingen kann, und dass durch diesen integrativen Ansatz unsere Gemeinwesen prosperieren – nicht allein ökonomisch, sondern eben auch ökologisch und sozial. Nur so sichern wir dauerhaft den ökonomischen Erfolg der Region. Grundsätzlich wollen wir mit der Stadteil- und Quartiersentwicklung ein Living-Lab entwickeln und Modelle für den zukünftigen weiteren Umbau des Ruhrgebiets konstruieren. Ähnlich wie bei InnovationCity Ruhr liefern wir im Idealfall eine Blaupause für das Ruhrgebiet und darüber hinaus.

 

Welche Rolle spielt die Reduktion von Treibhausgasen für die Aktivitäten des Initiativkreises Ruhr?
Mit unserem Energie-Leitprojekt InnovationCity Ruhr haben wir eindrucksvoll gezeigt, wie gelungener Klimaschutz im Ruhrgebiet aussehen kann. Laut Berechnungen der ICM konnte in einem Bottroper Pilotgebiet mit 70.000 Einwohnerinnen und Einwohnern der CO2-Ausstoß von 2009 bis 2020 um rund 50 Prozent gesenkt werden. Hier haben Kommune, Landesregierung und Unternehmen hervorragend zusammengearbeitet. Gleichzeitig steht Bottrop dafür, dass sich die Bevölkerung auch für groß angelegte Infrastrukturprojekte gewinnen lässt, wenn sie von der ersten Minute an aktiv und partnerschaftlich eingebunden wird. Heute ist ICM eine hochqualifizierte und kompetente Beratungs- und Projektmanagementgesellschaft für ganzheitliche Quartiersentwicklung. Die Projekte reichen bis nach Berlin, Hamburg, Thüringen und Luxemburg. Längst kommen Delegationen aus aller Welt, um sich in Bottrop über die „Energiewende von unten“ zu informieren.

Die RuhrMetropolePlus

Die RuhrMetropolePlus ist ein Zusammenschluss aus mehreren Clubs der Soroptimist International (SI). Dieses Netzwerk gilt als eine der weltweit größten Service-Organisationen berufstätiger Frauen und hat sich den 17 Zielen der UN für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) verpflichtet. 

Die SI-Clubs handeln nach dem Motto: „Bewusstmachen – Bekennen – Bewegen“. Sie engagieren sich als Service-Organisation im lokalen, nationalen und internationalen Umfeld durch entsprechende Projekte und durch die aktive Teilnahme an Entscheidungsprozessen auf allen Ebenen der Gesellschaft

Im Ruhrgebiet steht der Zusammenschluss für zukunftgerichtetes Handeln, den Strukturwandel und die Notwendigkeit, das Kirchturmdenken aufzugeben. Weitere Informationen zur Vereinigung sind auf der Homepage zu finden. 

Diesen Beitrag

Auf Social Mediateilen

Bleiben Sie immer gut informiert