Reportage
Spielerisch Programmieren lernen
30. September 2019




Bei den TalentTagen Ruhr 2019 konnten Schülerinnen und Schüler im EnergyLab, dem Schülerlabor des Wissenschaftsparks Gelsenkirchen, lernen, Lego-Roboter zu programmieren und zu steuern.
Die 13 Schüler der Evangelischen Gesamtschule Gelsenkirchen, die am Workshop „Lego-Roboter steuern und programmieren“ im Schülerlabor des Wissenschaftsparks Gelsenkirchen teilnehmen, warten auf das Ende der theoretischen Einführung ins Programm. Die dauert jetzt schon knapp zehn Minuten, und die Unruhe wächst. Endlich spricht Dr. Thorsten Balgar, Leiter des Workshops, die erlösenden Worte: „Bitte Zweiergruppen bilden“, bittet er die Schüler, die jetzt Lego-Roboter programmieren sollen. Nichts passiert. „Bei 13 funktioniert das nicht“, antwortet ihm schließlich die zwölfjährige Nele, eines der vier Mädchen der Gruppe. „Ein guter Einwand“, muss der Kursleiter zugeben. Und merkt gleich: Er hat es hier mit pfiffigen Talenten zu tun.








Mit „Lego Mindstorms Education“ Lego-Roboter fahren lassen
Der Robotik-Workshop findet im Rahmen der diesjährigen TalentTage Ruhr statt. Die Schüler der 7. und 8. Klasse sind zusammen mit ihrem Naturwissenschaftslehrer Osman Türkgeldi-Rauhut gekommen. „Die Schüler sind alle freiwillig hier“, freut sich der Lehrer. „Das ist kein spezieller Kurs, sondern wir haben gefragt, wer Interesse hat.“ Die Schule kooperiert schon seit einigen Jahren mit dem Wissenschaftspark, und Robotik-Workshops sind den meisten der Schüler bereits bekannt. Daher kann es nach dem kurzen Theorieteil auch sofort losgehen: Mit dem Programm „Lego Mindstorms Education“ sollen die Kinder die Lego-Roboter fahren lassen – erst geradeaus, dann vor und zurück, im Kreis, und das Anhalten müssen sie natürlich auch können. Es wird viel gelacht, aber auch schnell und konzentriert programmiert. „Irgendwie sieht der aus, wie dieser kleine Roboter, der die Erde aufräumt – wie heißt der noch mal?“, meint Matz. „WALL∙E!“, schallt es prompt zurück. Der Animationsfilm ist den meisten Kindern offenbar bekannt. Die kleinen Lego-Roboter sehen „WALL∙E“ in der Tat sehr ähnlich.
Interesse an der Nachwuchsförderung im MINT-Bereich
„Im Schülerlabor wollen wir über das spielerische Entdecken die Schüler bei der Berufsfindung unterstützen“, erklärt Balgar. Der zdi-Koordinator leitet zusammen mit Ralf Engelbrecht-Schreiner, dem Leiter des EnergyLab, den Robotik-Workshop. Das zdi-Netzwerk Gelsenkirchen ist eine Initiative aus Schulen, Politik, Wirtschaft und Wissenschaft, die Kinder und Jugendliche für Bildungsangebote in den MINT-Fächern begeistern will. Dafür hat das Netzwerk Lern- und Experimentierangebote entwickelt, die den klassischen Unterricht ergänzen sollen. Robotik-Kurse bietet der Wissenschaftspark Gelsenkirchen seit eineinhalb Jahren an.
Die Zusammenarbeit mit den TalentTagen Ruhr im Bereich Robotik ist eine Premiere. „Die Kooperation passt gut, da sowohl die TalentMetropole Ruhr als auch das zdi-Netzwerk Gelsenkirchen Interesse an der Nachwuchsförderung im MINT-Bereich haben“, sagt Balgar.




Bei den TalentTagen Ruhr geht es im Grunde ja darum, Talente zu erkennen. Damit sind nicht nur die hochbegabten Genies gemeint, sondern alle Schülerinnen und Schüler sollen für sich erkennen: Ich habe Interesse an diesem Bereich, und ich kann das.Dr. Thorsten Balgar, zdi-Koordinator
Mädchen für MINT-Fächer gewinnen
Gerade bei den Mädchen sei die Erfahrung im Bereich Robotik und Programmierung weiterhin eher gering. „Da stimmt leider immer noch das Gender-Klischee“, meint Balgar. „Aber hier im Schülerlabor höre ich dann oft: Ich hab das zwar noch nie gemacht, aber es macht echt Spaß. Ich hätte gar nicht gedacht, dass ich das kann.“
Auch heute haben die Mädchen nach anfänglichen Schwierigkeiten schnell den Bogen raus: Der Lego-Roboter von Nele und Patricia fährt genauso gut wie der von Nils, Darwin und Matz, mit denen sie sich einen Tisch teilen.
Trotzdem sind auch in diesem Workshop die Mädchen deutlich in der Unterzahl: Unter den 13 Kindern sind lediglich vier Mädchen. Dass Interesse an Programmierung und Robotik scheint bei den Jungen größer zu sein. „Im Grunde müsste man bereits in den Grundschulen anfangen, die Mädchen auch für die MINT-Fächer zu gewinnen“, sagt Engelbrecht-Schreiner. Der Leiter des Schülerlabors spricht aus Erfahrung.
Der Workshop endet mit Berufsinformationen rund um das Thema Programmierung und Robotik. Weiß denn schon einer der Teilnehmer, was er später beruflich machen will? „Ich will Programmierer werden“, ist dem zwölfjährige Nils schon jetzt klar. Nele sieht das anders: „Das macht schon Spaß – aber ich werde lieber Anwältin.“
Diesen Beitrag