Interviews

Stiftung Universitätsmedizin Essen sammelt Geld für Corona-Forschung


20. März 2020

Jorit Ness, Geschäftsführer der Stiftung Universitätsmedizin Essen. (Foto: Andre Zelck)

Im Kampf gegen die Auswirkungen der Corona-Pandemie suchen Forscher aus Essen und Wuhan in China gemeinsam nach Wegen, infizierte Menschen besser zu behandeln. Die Stiftung Universitätsmedizin Essen geht einen ungewöhnlichen Weg, um die Kooperation schnellstmöglich zu stärken: Sie sammelt Spenden.

Die Ausbreitung des Coronavirus schreitet immer schneller voran. In ihrem 2017 gegründeten gemeinsamen Labor in Wuhan untersuchen deutsche und chinesische Wissenschaftler das neuartige Virus. Für eine sofortige Stärkung des Kooperationsprojektes sammelt die Stiftung Universitätsmedizin Essen Spenden. Wir sprachen darüber mit Stiftungs-Geschäftsführer Jorit Ness:

Was ist das Ziel der Forschungskooperation zwischen der Medizinischen Fakultät der Universität Duisburg-Essen und dem Union Hospital in Wuhan?
„Über die Auswertung von Proben und Daten möchten die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dabei helfen, schnellstmöglich effektive Wege für das Behandlungsmanagement und die Therapiemöglichkeiten von Infizierten zu finden, um Patientinnen und Patienten weltweit zukünftig besser helfen zu können. Die Ausgangslage für die Forschenden ist besonders günstig, weil die Pandemie in Wuhan ihren Anfang nahm und in China bisher die meisten Krankheitsfälle – vor allem mit schwerem Verlauf – auftraten. Dadurch ist die Daten- und Probenmenge viel umfangreicher als zum Beispiel in Deutschland. Nun gilt es, das Material gemeinsam auszuwerten. Die gewonnenen Informationen wiederum kommen auch den deutschen Patientinnen und Patienten zugute."

Welche Unterstützungsangebote für die unmittelbare medizinische Versorgung von Patienten sind darüber hinaus geplant?
„Neben der Unterstützung der Corona-Forschung steht es für uns momentan an erster Stelle, einer möglichen sozialen Isolation zu begegnen: Durch ein generelles Besuchsverbot können Krankenhauspatienten den Kontakt zu Verwandten und Freunden momentan nicht mehr so einfach halten. Deshalb stellen wir als Stiftung Universitätsmedizin Essen 10.000 Euro Soforthilfe für die Anschaffung von zusätzlichen Smartphones bereit, damit Patienten über Videotelefonie mit Angehörigen und Freunden kommunizieren können. Zudem rufen wir dazu auf, das WLAN und Patiententelefone am Krankenbett für die kostenfreie Nutzung freizuschalten. Bedarfsorientiert ist zu erwarten, dass noch weitere Maßnahmen, zum Beispiel zur Entlastung des medizinischen Personals, dazukommen."

Wir setzen uns dafür ein, zusätzliche Smartphones für Krankenhauspatienten zur Verfügung zu stellen, um – aufgrund des generellen Besuchsverbots im Krankenhaus – sozialer Isolation zu begegnen.

Warum bedarf es eines Spendenaufrufs zur Finanzierung? Heißt das, dass es nicht genügend eigene oder Drittmittel dafür gibt?
„Natürlich ist die medizinische Grundversorgung in Deutschland finanziell gesichert. Wir als Stiftung haben aber den Vorteil, zusätzlich benötigte Mittel zeitnah und möglichst unbürokratisch zur Verfügung stellen zu können, damit sie möglichst schnell dort ankommen, wo sie akut benötigt werden. Gerade in der aktuellen Situation kann dies besonders hilfreich sein. Durch die Unterstützung unserer Spenderinnen und Spender können wir diese Angebote möglich machen."

Wohin fließen die gespendeten Gelder genau?
„Die Spendengelder kommen zu 100 Prozent den genannten Spendenzwecken zugute. Für den Bereich Forschung werden insbesondere zusätzliche Verbrauchsmaterialien für die Auswertung der besonders großen Menge an Daten und Proben, die in China bereits gesammelt wurden, benötigt. Außerdem bedarf es Hilfe, damit so viele deutsche Forscherinnen und Forscher wie nötig nach China reisen können, um die dortigen Kolleginnen und Kollegen zu unterstützen. Ebenso setzen wir uns dafür ein, zusätzliche Smartphones für Krankenhauspatienten zur Verfügung zu stellen, um – aufgrund des generellen Besuchsverbots im Krankenhaus – sozialer Isolation zu begegnen. In Zukunft könnten noch weitere konkrete Spendenbedarfe hinzukommen."

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