SERIE
Die Besten im Westen
Tausendsassa aus Bochum
05. August 2021




Stephan Bökelmann ist einer der Besten im Westen. Davon sind seine Mitarbeiter überzeugt, die den 33-Jährigen aus Bochum für unsere Interview-Reihe vorgeschlagen haben. Wir haben uns selbst ein Bild gemacht – und waren beeindruckt.
Die Liste der Jobs ist lang: Stephan Bökelmann hat mehrere eigene Unternehmen, ist Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Ruhr-Universität, Lehrbeauftragter für Programmierung an der Technischen Hochschule Georg Agricola und Mitglied im Prüfungsausschuss der IHK Mittleres Ruhrgebiet. Da drängt sich schon die Frage auf: Wie bitte geht denn sowas? Tausendsassa Bökelmann hat darauf eine einfache Antwort: „Ich kriege das alles unter einen Hut, weil ich es gerne mache. Das ist wahrscheinlich der springende Punkt“, sagt er schlicht. „Ich glaube, man sollte etwas tun, das einem Spaß macht, und die eigentliche Arbeit ist dann, damit seinen Lebensunterhalt zu verdienen.“
Ein interessantes Motto – das Stephan Bökelmann früh für sich entdeckt zu haben scheint. Denn schon seit Schulzeiten sucht er sich seinen eigenen Weg und steckt dann Kraft und Zeit in Dinge, die ihm liegen. Nach der zehnten Klasse wechselt er von der Schule auf ein Berufskolleg, weil er dort neben dem Abitur eine Ausbildung zum Schlosser machen kann. Handwerk fasziniert ihn. Im Anschluss sattelt er eine Ausbildung zum Elektrotechniker drauf und beginnt außerdem an der Abendschule ein Maschinenbau-Studium. Nebenbei jobbt er zunächst in einem Restaurant, dann in einer kleinen Beratungsfirma, danach in einem Unternehmen, das Prototypen baut. Selbstständig macht er sich schließlich erstmals mit einer Fahrzeug-Diagnose-Werkstatt – da ist er „hauptberuflich“ noch Student. Mit dieser Idee habe er schon ganz gut verdienen können, da es sich um eine Marktlücke handelte, erzählt er. Zusammen mit einem Kompagnon gründete er daraufhin weitere Unternehmen – so etwa ein Vertriebs- und Handelsunternehmen für Fahrzeug-Diagnose-Technik und eine Marketing- und Design-Agentur. In der Zwischenzeit hat er auch ein Elektrotechnikstudium abgeschlossen und promoviert außerdem gerade noch in Physik.




Und wozu das alles – oder anders gefragt: Was ist nun sein „eigentlicher Job“? Auch darauf gibt es eine klare Antwort, denn Stephan Bökelmann hat eine Vision: „Meine Aufgabe ist es, Unternehmen und Institutionen dazu zu befähigen, physikalische Messwerte als Daten nutzbar zu haben“, sagt er. „Die Idee an sich ist natürlich nicht neu. Tatsächlich wird sie derzeit aber noch nicht konsequent genug umgesetzt“, meint Bökelmann dazu. Ihm schwebt vor, dass physikalische Daten automatisch in Datenbanken wandern, um so möglichst effektiv für Modelle zur Verfügung zu stehen. Bökelmann und sein Team wollen dafür sorgen, dass so bessere Analysen und Vorhersagen möglich sind. Umgesetzt wird das zum Beispiel schon beim Unwetterwarnsystem „25square“. Das ist ein Projekt in Bochum, bei dem – vereinfacht gesagt – Hunderte über die Stadt verteilte Sensoren Niederschläge messen und so viel genauer als bislang prognostiziert werden kann, welche Mengen an Regen wo runterkommen. Eine eigens entwickelte Software sagt dazu Fülle und Verlauf von Wolken vorher.
Um Datenverarbeitung und Sensorik zu verbessern, wird in Bökelmanns Unternehmen in Bochum geforscht, analysiert und auch selbst gebaut. „Wir sind insgesamt ungefähr 40 Mann. Drei davon sind im Prototypenbau beschäftigt, zwei arbeiten in der Kleinserienfertigung“, erzählt er. Ein funktionierendes Team ist für ihn das A und O. „Die Leute, mit denen ich zusammen arbeiten darf, haben echt alle ziemlich was drauf“, sagt er anerkennend. Der Rest sei aber weniger „abgefahren“ als es im ersten Moment klingt. „Letzten Endes ist das ganz normales Handwerk“, meint Bökelmann. Und gewerkelt hat er selbst immer schon und immer gern. „Mein Vater war auch Ingenieur, und wir haben immer irgendwelche Sachen umgebaut. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir im Haus meiner Eltern mal keine Baustelle gehabt hätten. Tüfteln habe ich also schon in der DNA mitbekommen.“ Ihm ist es ganz wichtig, dass man sich – in Ausbildung und Job – nicht zu schade ist, selbst Dinge in die Hand zu nehmen. Diese Einstellung schätzt er, die sei grundlegend. Wissen dagegen könne man sich aneignen.
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