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Warum Käse schlecht fürs Klima ist


24. Juli 2020

Der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Florian Ziel ist seit 2017 Juniorprofessor für Umweltökonomik an der Universität Duisburg-Essen. (Foto: UDE/Frank Preuß)

Florian Ziel ist Juniorprofessor für Umweltökonomik an der Universität Duisburg-Essen – und seit Kurzem eines von 50 Mitgliedern der Jungen Akademie. Im Gespräch erklärt er, warum wir der Umwelt zuliebe auf Flugreisen verzichten sollten, was die Junge Akademie ausmacht und warum ihn der Austausch in der Global Young Faculty bereichert hat.

Wenn es um eine seiner größten Klima-Sünden geht, ist Florian Ziel nicht um eine Antwort verlegen: „Ich esse gerne Käse. Und so ziemlich alles, was von der Kuh kommt, ist leider schlecht für unser Klima. Denn Kühe stoßen im Verdauungsprozess Methangas aus – und das ist neben Kohlendioxid maßgeblich für den menschengemachten Klimawandel verantwortlich.“ Der 31-Jährige weiß, wovon er spricht: Seit 2017 ist der promovierte Wirtschaftswissenschaftler Juniorprofessor für Umweltökonomik an der Universität Duisburg-Essen (UDE). Dort erforscht er zum Beispiel, wie sich der Strommarkt verändert, wenn immer mehr erneuerbare Quellen angeboten werden. Dafür modelliert er das Marktgeschehen mit Daten-Analysen und Algorithmen. Für seine Arbeiten hat er nun eine besondere Auszeichnung erhalten: Ziel ist eines von insgesamt 50 Mitgliedern der Jungen Akademie, die als Pionier-Institution für die Förderung talentierter Nachwuchsforscherinnen- und forscher gilt.

Die Junge Akademie wurde von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften und der Leopoldina gegründet – vor 20 Jahren als erste ihrer Art weltweit. Ziel und seine Kollegen treffen sich nun überwiegend digital in Arbeitsgruppen, die als eigentliches Herzstück der Arbeit gelten. Hier werde keineswegs im kleinen Kreis diskutiert, sagt der junge Wissenschaftler. „Die Gruppen veranstalten Symposien und kulturelle Events, führen Studien durch– und können sich sogar für wissenschaftspolitische Ziele einsetzen“, erklärt er. Die Mitglieder veröffentlichen Thesenpapiere zu hochschul- und forschungspolitischen Themen, veranstalten öffentliche Diskussionen und organisieren Expertenanhörungen.

Als Junge Akademie hat man eine Stimme, die auch gehört wird. Das ist als Einzelkämpfer an der Uni fast nicht möglich.
In der fünften Runde der Global Young Faculty vernetzten sich 2017 erstmals Vertreterinnen und Vertreter aus Wirtschaft und Wissenschaft. Auch Florian Ziel war mit dabei. (Foto: Simon Bierwald)

Teil eines einzigartigen Netzwerks für Wissenschaft und Gesellschaft zu sein, kennt Ziel bereits: Von 2017 bis 2019 nahm er an der Global Young Faculty teil und tauschte sich mit herausragenden Nachwuchswissenschaftlern und Unternehmensvertretern aus der Region aus. Das Netzwerk der GYF ist eine Initiative der Stiftung Mercator in Zusammenarbeit mit der Universitätsallianz Ruhr und wird vom Mercator Research Center Ruhr in Essen koordiniert. Der Initiativkreis Ruhr unterstützt die Kooperation. „Das Arbeiten in der GYF war aus wissenschaftlicher und menschlicher Perspektive ein großer Gewinn. Wir haben mit Berufspendlern aus dem Ruhrgebiet ein Mobilitäts-Experiment und eine Befragung durchgeführt. Der Austausch hat großen Spaß gemacht. Und wer weiß: Vielleicht war meine Teilnahme an dem Programm ein weiterer Grund für die Benennung in die Junge Akademie“, sagt der studierte Mathematiker.

Die Junge Akademie hat zudem eine weitere Wissenschaftlerin der Universität Duisburg-Essen in ihren Kreis aufgenommen: Doris Segets ist Junior-Professur für Verfahrenstechnik Elektrochemischer Funktionsmaterialien und forscht in den kommenden fünf Jahren im Bereich Wissenschaftskommunikation, Nachwuchsförderung und Diversität in der Wissenschaftspolitik. Ziel wird in den Arbeitsgruppen Nachhaltigkeit und Künstliche Intelligenz mitwirken. Für den verheirateten Familienvater – seine Tochter ist zwei Jahre alt, das jüngere Geschwisterchen kommt im Herbst 2020 auf die Welt – eine Herzensangelegenheit: „Man  kann den oft regional bedingten Umweltproblemen und dem global zu betrachtenden Klimawandel entgegenwirken, indem man Aufklärung betreibt und an die Eigenverantwortung seiner Mitmenschen appelliert. Denn jeder Deutsche müsste seine CO2-Emissionen um mindestens 80 Prozent reduzieren, um die Pariser Klimaziele zu erreichen.“ Was heißt das konkret? „Dass man zum Beispiel auf Flugreisen verzichtet, wenn es irgendwie möglich ist. Allein ein Hin- und Rückflug in die USA verursacht etwa zwei Tonnen Co2 – eine Menge, die eigentlich für das gesamte Jahr gelten sollte“, mahnt der Umweltökonom. Laut CO2-Rechner des Umweltbundesamtes lag der durchschnittliche Verbrauch pro Bundesbürger 2019 bei 11,6 Tonnen im Jahr.

Das ist einfach zu viel und hat nichts mit einer nachhaltigen Lebensweise zu tun.

Ziel fährt deshalb täglich mit dem Rad zur Arbeit oder mit der Bahn ins heimische Bad Wilsnack in Brandenburg und meidet Rindfleisch. „Ich bin sicherlich nicht fehlerfrei. Aber der erste Schritt ist, sich seiner Klimabilanz bewusst zu sein – und auch mal auf etwas zu verzichten.“ Dass viele Unternehmen wegen der Corona-Pandemie die Arbeit im Home-Office fördern, freut Ziel. „Ich kann mir gut vorstellen, dass das auch nach Corona bestehen bleibt und vor allem im staugeplagten Ruhrgebiet einen positiven Effekt erzielen wird.“ Ob er das in ein paar Jahren auch nachmessen kann? „Möglich ist das – etwa im Rahmen eines Industrieprojekts. Ich würde mich jedenfalls über eine Anfrage freuen.“   

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