Interviews

„Wir machen das“ – Haushaltshilfe aus der Gründerszene


15. Oktober 2020

Enrico Westrup und Jume Lee haben 2017 ihr Startup WMD Haushaltshilfe gegründet. (Foto: Initiativkreis Ruhr)

Es kann ein Unfall sein, eine plötzliche Erkrankung, Risikoschwangerschaft oder einfach mit dem Älterwerden zusammenhängen: Viele Menschen benötigen früher oder später Unterstützung im Haushalt. Das Dortmunder Startup WMD Haushaltshilfe möchte schnell und unkompliziert helfen – und konnte mit seinem Konzept schon die Jury beim fünften Salon des Créateurs von Design Metropole Ruhr und Initiativkreis Ruhr überzeugen. Wir haben mit den beiden Gründern Jume Lee und Enrico Westrup über ihre Vision, die Zusammenarbeit mit Designbüros und Tipps für Gründerinnen gesprochen.

Die Anfänge von WMD

Herr Westrup, die Buchstabenkombination WMD steht wofür?
Westrup (lacht): Ganz simpel: Es steht für „Wir machen das“. Was als Arbeitstitel gedacht war, hat sich in den vergangenen Jahren durchgesetzt, weil es unsere Unternehmensphilosophie am treffendsten beschreibt. Wer besorgt den Antrag? Wir machen das. Wer schickt die Haushaltshilfe? Wir machen das. Wer kümmert sich um die Abrechnung? Wir machen das. Wir übernehmen den kompletten Prozess. Eigentlich ist es nicht schwer, einen Antrag für eine Haushaltshilfe auszufüllen, die Betroffenen befinden sich aber meist in so einer schwierigen Lage, dass sie keine Energie dafür haben. Außerdem haben wir durch unsere tägliche Arbeit auch einfach viel mehr Erfahrung mit solchen Abläufen. Dazu kommt, dass wir mittlerweile sehr gut vernetzt sind, wir pflegen intensiven Kontakt mit Krankenhäusern und Sozialarbeitern. Andere Ansprechpartner sind zum Beispiel Hebammen, der Berliner Sozialdienstleister GEWEBO, betreutes Wohnen und der Beratungsstellenverbund pro familia. Es gibt im gesamten Ruhrgebiet nur ein Klinikum, mit dem wir nicht zusammenarbeiten.

Frau Lee, wann haben Sie gemerkt, dass Sie Ihre Startup-Idee gemeinsam mit Herrn Westrup mit Leben füllen wollen?
Lee: Wir haben uns über gemeinsame Projekte kennengelernt. Ausschlaggebend für unsere Kooperation war unter anderem meine Schwangerschaft – denn plötzlich habe ich eine Haushaltshilfe gebraucht. Dadurch sind wir auf die Idee gekommen, das Ganze etwas einfacher für die Menschen zu machen. Unsere erste Testpatientin war eine gute Freundin von mir. 2017 haben wir gegründet, seit Januar 2020 ist unser Hauptstandort Dortmund. Seit Gründung sind wir aber rasant gewachsen, die WMD Haushaltshilfe gibt es nun an acht Standorten - und auch außerhalb des Ruhrgebiets, zum Beispiel in München oder Berlin. Enrico kümmert sich um die Technik und administrative Themen, ich bin für den Vertrieb und das operative Geschäft zuständig. Durch diese strikte Aufgabenverteilung konnten wir sehr schnell skalieren: In diesem Jahr sind wir von 30 Mitarbeitern auf mehr als 100 gewachsen!

Preisverleihung mit Abstand in Corona-Zeiten (v.l.): Anika Freytag, Anna Spindelndreier und Melanie Esser von helloyou.studio sowie Jume Lee und Enrico Westrup von WMD Haushaltshilfe und Dr. Britta Dombrowe vom Initiativkreis Ruhr. (Foto: Design Metropole Ruhr)

Teilnahme am Salon des Créateurs

 

Was war für Sie der Ansporn, beim Salon des Créateurs mitzumachen?
Lee: Vor dem Salon des Créateurs haben wir deutschlandweit nach Wettbewerben gesucht, um unser Netzwerk zu erweitern und selbst auch etwas bekannter zu werden. Oft steht man auf solchen Veranstaltungen mit sozialen Themen allein da, trotzdem haben wir auf anderen Veranstaltungen viel gelernt und auch Bestätigung von technologisch affineren Startups bekommen. Der Salon war dann aber doch etwas ganz anderes. Zum einen ist die Idee, Startups mit Designern zu kombinieren, toll. Zum anderen bekamen wir über das Preisgeld und die Kooperation mit hello.you studio hinaus noch Unterstützung. Man wird einfach ein wenig an die Hand genommen und an das Thema herangeführt. Unser Bitte an die Wirtschafskreise: Nicht immer nur auf das Technologische konzentrieren, es gibt auch abseits davon viele andere tolle Startups. Vor allem jetzt braucht die Gesundheitsbranche Aufmerksamkeit und Innovation. Deshalb sind wir für dieses Format des Initiativkreises Ruhr und der Design Metropole Ruhr sehr dankbar.

 

Zusammenarbeit mit hello.you studio und Impulse für Gründerinnen

Wo wollen Sie mit dem Designbüro zusammen ansetzen, Herr Westrup?
Westrup: Auch wenn wir generell gut aufgestellt sind, gibt es immer etwas zu optimieren. Vor allem im Bereich Social Media gibt es eindeutig Luft nach oben. Hier wollen wir in Zukunft unsere Zielgruppe erreichen und zeigen, was wir alles leisten. Deshalb sind wir sehr dankbar, unsere neuen Ideen zusammen mit dem Designbüro hello.you studio umsetzen zu können.

Warum haben Sie sich für hello.you studio entschieden?
Westrup: Uns war die Agentur einfach von Grund auf sympathisch. Wir haben aber auch darauf geachtet, dass eine gewisse Erfahrung vorhanden war und genug Ressourcen, denn unser Startup hat inzwischen eine Größenordnung erreicht, die man als Ein-Mann-Agentur schwer stemmen kann. Das was uns letztendlich überzeugt hat, war, dass hello.you die richtigen Fragen gestellt hat.  

Die ersten Treffen mit den Designern haben das noch einmal bestätigt. Zwar ging es da eher um ein erstes Kennenlernen, was unsere Vorstellungen sind und wie wir diese gemeinsam umsetzen können, aber wir haben sofort gemerkt: Hier stimmt die Chemie!

Frau Lee, Frauen sind in der Startup-Szene immer noch rar gesät. Was würden Sie Gründerinnen empfehlen?
Lee: Das stimmt, die Gründerszene ist leider immer noch vor allem eine Männerdomäne. Das kommt natürlich nicht von ungefähr, gerade zu Beginn sind geregelte Arbeitszeiten bei Startups eine Seltenheit. Und das verträgt sich nicht gut mit Kindern – und Frauen kümmern sich nun mal nach wie vor mehrheitlich um die Kinderbetreuung. Mein Tipp für Gründerinnen: Holt euch einen Sparringspartner dazu, ihr müsst nicht alles alleine machen. Ich bin unglaublich froh, dass Enrico mit an Bord ist. Es klappt sogar noch besser, wenn man sich bei der Arbeit auch thematisch ergänzen kann, so kommt man weiter, als wenn jeder auf das Gleiche spezialisiert ist. Außerdem sind wir gleichberechtigt. Die meisten Firmen und Startups scheitern meiner Meinung nach dann, wenn es um Anteile geht.

 

Lesen Sie bei uns die Mitteilung über WMD als Gewinner des Salon des Créateurs. WMD ist auch beim RuhrSummit 2020 dabei. Auf der Gründerallianz-Stage gibt das erfolgreiche Startup weitere Einblicke in die Zusammenarbeit mit dem Designbüro hello.you studio.

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