Interviews

„Gerade in Zeiten wie diesen ist Zivilcourage ein wichtiges Thema“


25. September 2020

Ernst Nieland, Trainer der muTiger-Stiftung, während des Online-Workshops der TalentTageRuhr. (Foto: IR)

Hilfsbereitschaft und Zivilcourage fördern – diese Ziele hat sich die muTiger-Stiftung aus Gelsenkirchen gesetzt. Auch bei den TalentTagen Ruhr 2020 bieten Trainer Workshops für Jugendliche und Erwachsene an, um ihnen beizubringen, in kritischen Situationen richtig zu handeln und zu helfen, ohne selbst in Gefahr zu geraten. Ernst Nieland ist ehemaliger Sicherheitsbeauftragter der BOGESTRA und von Anfang an dabei. Wir haben mit ihm über sein Herzensprojekt gesprochen.

Herr Nieland, was genau macht die muTiger-Stiftung?
2011 hatten die KÖTTER Unternehmensgruppe und der Verkehrsverbund Rhein Ruhr (VRR AöR) die Idee, eine Initiative zur Aufklärung und zur Förderung von Zivilcourage auf die Beine zu stellen. So hat eine Expertengruppe, die überwiegend aus Polizeibeamten und Schulungsleitern bestand, ein Konzept erarbeitet. Die KÖTTER Unternehmensgruppe und der VRR haben die Stiftung dann im Juli 2011 offiziell gegründet. Seitdem bieten wir Kurse rund um das Thema Zivilcourage an und haben auf diese Weise mittlerweile 8.500 Menschen in mehr als 600 Kursen erreicht. Die Kurse sind interaktiv, Live Szenarios (Rollenspiele) sind ein wichtiger Bestandteil. Das Problem: Durch Corona können die Präsenzveranstaltungen aktuell leider nicht stattfinden. Trotzdem wollen wir unser Angebot natürlich aufrechterhalten. Und da kommen die TalentTage Ruhr wie gerufen. Während der Bildungsreihe stellten wir uns der Herausforderung und führten unseren ersten digitalen muTiger-Kurs mit Auszubildenden der Westnetz GmbH durch. Und obwohl das alles neu für uns ist, war unsere Premiere ein voller Erfolg. Das lag nicht zuletzt an den Teilnehmenden des Workshops, die hochmotiviert und aktiv mitgearbeitet haben! Einen weiteren Kurs haben wir mit den RuhrTalenten durchgeführt, der ebenfalls bei allen Beteiligten sehr gut angekommen ist.

Corona ist ein gutes Stichwort. Zivilcourage ist grundsätzlich ein zeitloses Thema, aber hat der Begriff durch die Pandemie an Bedeutung gewonnen?
Gerade in Zeiten wie diesen ist Zivilcourage ein wichtiges Thema. Trotzdem merken wir, dass auch während der Corona-Pandemie Regeln missachtet werden und Menschen Fehlverhalten an den Tag legen, auf das man sie ansprechen kann. Das Besondere an Corona ist ja, dass die Pandemie so viele unterschiedliche Menschen betrifft. Das sind oft keine Leute, die auf Krawall aus sind, sondern Menschen, die aus diesem oder jenem Grund davon überzeugt sind, etwa keine Maske tragen zu müssen. Mit diesen Personen zu reden und sie von der Richtigkeit der Maßnahmen zu überzeugen, dazu gehört auch ein ordentliches Stück Zivilcourage. Genau deshalb ist die Arbeit unserer Stiftung auch aktuell so wichtig.

Suche die Nähe von anderen Menschen, wenn du dich unwohl fühlst. Ernst Nieland, muTiger-Stiftung
Der ehemalige Sicherheitsbeauftragte hat das Projekt mit auf die Beine gestellt. (Foto: IR)

Geben Sie den Kursteilnehmern eine Art Verhaltenskatalog an die Hand?
Nein, denn jede Situation, in der man Zivilcourage beweisen kann, ist einzigartig. Dementsprechend gibt es auch keine festen Vorgaben, an die man sich halten kann und die immer zum Erfolg führen. Wir handhaben es in unseren Kursen so, dass sich die Teilnehmenden die für sie geltenden Leitsätze und Regeln selbst erarbeiten. Devisen wie „Biete deine Hilfe deinen Möglichkeiten entsprechend an und begib dich nicht selbst in Gefahr“ oder „Suche die Nähe von anderen Menschen, wenn du dich unwohl fühlst“ haben sich aber bewährt und können bedenkenlos im Alltag benutzt werden.

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