TalentAward Ruhr 2017: Preisträger Ali Sirin


12. Oktober 2017

Jugendforum Nordstadt Dortmund: Für Politik und Kultur begeistern – Gesellschaft gestalten
Ali Sirin erhielt den TalentAward Ruhr 2017 für sein Engagement beim Dortmunder „Jugendforum Nordstadt“, das Jugendlichen den Wert gesellschaftlichen Engagements vermittelt (Foto: Initiativkreis Ruhr).

Das ist zum Beispiel Efsun Caliskan. Die junge Frau ist in der Dortmunder Nordstadt aufgewachsen und hat nicht wie viele andere in ihrer Nachbarschaft die erste Gelegenheit genutzt, um wegzuziehen. Weit weg von dem Stadtteil, der keinen guten Ruf hat, weil Arbeitslosigkeit und Kriminalität dort besonders hoch sind. Im Gegenteil: Efsun sagt, sie sei froh, in der Nordstadt zu leben. „Ehrlich gesagt, ganz so ohne ist unser Stadtteil nicht. Aber dieser Ort hat mich zu dem gemacht, was ich bin. Es ist an uns, die Verhältnisse zu ändern. Wir sollten uns mehr um unseren Stadtteil kümmern“, fordert die 22-Jährige.

Das Ziel: Jugendliche unterschiedlichster Kulturen zusammenbringen 
Ihr Aufruf ist abgedruckt in einem Buch, das das Jugendforum Nordstadt initiiert hat. Eine eindrucksvolle Sammlung von Geschichten und Gedichten über das Leben in der Nordstadt, das die jungen Autoren gerne mitgestalten wollen. „Das Schreiben ist ein Aspekt des Engagements der Jugendlichen für ihren Stadtteil“, sagt Ali Sirin, 39. Der Sozialwissenschaftler ist Mitarbeiter des Planerladen e.V., eines seit vielen Jahren in Dortmund etablierten Vereins, dem es um die „Förderung demokratischer Stadtplanung und stadtteilbezogener Gemeinwesenarbeit“ geht. Das Jugendforum Nordstadt ist ein Projekt des Planerladen mit dem Landesjugendamt. Sein Ziel: Jugendliche unterschiedlichster Kulturen zusammenzubringen und ihnen bewusst zu machen, dass sie mit ihrem Engagement und ihren Ideen ihr unmittelbares Umfeld mitgestalten können. Das beginnt oft im Kleinen. Etwa bei einem Spielplatz in der Nachbarschaft, der häufig verdreckt ist. Statt nur zu schimpfen, sollen die Jugendlichen nach Wegen suchen, die Situation zu verbessern.

„Das Jugendforum schafft eine Plattform, auf der 14- bis 24-Jährige unterschiedlichster Kulturen ihre Wünsche und Interessen zum Ausdruck bringen können, etwa in Gesprächen mit Politikern. Dabei sollen sie auch lernen, andere Sichtweisen und Lebenswelten zu akzeptieren“, erläutert Sirin, der selbst seit mehreren Jahren in der Nordstadt lebt und sich dort wohlfühlt. Er verschließt nicht die Augen vor den Problemen in diesem Stadtteil. Aber er spricht lieber von Herausforderungen, die es anzugehen gelte. „Hier ist keineswegs alles schlecht. Und das, was nicht gut ist, muss man versuchen zu korrigieren.“

Die Jugendlichen organisieren viele Veranstaltungen selbst
Am Anfang der Arbeit seines Teams vom Projekt Jugendforum Nordstadt steht häufig, Vertrauen zu den Jugendlichen und deren Eltern aufzubauen. Ihnen deutlich zu machen, dass sich jemand Zeit nimmt für ihre Sorgen, Nöte und Hoffnungen. Ebenso wichtig: das Selbstbewusstsein zu stärken und die häufig aus schwierigen familiären Verhältnissen stammenden jungen Leute – viele aus Rumänien und Bulgarien – zu ermutigen, sich einzubringen. Eine Maßnahme: Kultur- und Sportangebote sowie Diskussionsrunden, die die Jugendlichen selbst organisieren und moderieren. Zum Beispiel zur Auseinandersetzung mit der NS-Geschichte. Sie arrangierten ein Treffen mit dem Holocaust-Überlebenden Max Mannheimer in München und besuchten das Anne-Frank-Haus in Amsterdam. „Solche Aktivitäten formen die Persönlichkeit und führen nicht selten dazu, dass mancher Jugendliche Talente entdeckt, die er nie bei sich vermutet hätte.“ So kommt es, dass er und seine Kollegen häufig auch als Berufsberater und Helfer bei der Ausbildungsplatzsuche gefragt sind. Und manchmal gelingt es ihnen, Jugendliche, die jahrelang das Forum besucht haben, in ihre Arbeit einzubinden – als Botschafter, die Jüngeren berichten, wie sie es geschafft haben, eine Ausbildung zu absolvieren oder zu studieren.

Ein aktuelles Foto des Preisträgers finden Sie hier.

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