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TalentAward Ruhr 2018: Preisträger Nicolas Martin


20. September 2018

Nicolas Martin möchte die Lebenssituation sozial benachteiligter Kinder verbessern. Dazu dient POTTpuri, eine Anlaufstelle in Bochum-Hamme.
Nicolas Martin rief gemeinsam mit Freunden den Verein „needforfeed“ ins Leben. (Foto: TalentMetropole Ruhr)

Irgendwann waren es Nicolas Martin, 33, und einige seiner Freunde leid, immer nur zu reden. Über die Ungerechtigkeiten, die viele Menschen in der Gesellschaft manchmal erfahren. Wie ungleich Bildungschancen mitunter verteilt sind und wie viele Kinder auch in einem so reichen Land wie Deutschland von Armut betroffen sind. „Lasst uns etwas tun“, beschlossen die jungen Leute, die damals noch Studierende waren und gründeten 2011 „needforfeed“ – einen Verein, der die Lebenssituation sozial benachteiligter Kinder verbessern möchte. Für Nicolas Martin war es eine Herzenssache. Aufgewachsen in einer interkulturellen Familie, zusammen mit einer Schwester mit einer geistigen Behinderung, war er früh sensibilisiert für Themen wie Inklusion und Diversität.

Kopf, Herz und Bauch als magisches Dreieck
„Kopf, Herz und Bauch“ – wer Kindern und Jugendlichen ermöglichen will, zu lernen und ihre Persönlichkeit zu entwickeln, muss dieses magische Dreieck koordinieren und stärken. Das ist die Grundidee von needforfeed, dem zentralen Förderprojekt von POTTpuri, einer Anlaufstelle für Kinder im Alter von sechs bis zwölf Jahren im Bochumer Stadtteil Hamme. „Hier erhalten Kinder ein kostenloses Mittagessen, Unterstützung bei den Hausaufgaben und Angebote zur Freizeitgestaltung sowie Projektarbeiten, zum Beispiel im künstlerischen, handwerklichen und musikalischen Bereich“, erläutert Nicolas Martin. Zu Hause ist häufig niemand, wenn die jungen Schülerinnen und Schüler nach Hause kommen. Niemand, der ihnen ein warmes Essen zubereitet. Niemand, den sie fragen können, wenn sie bei den Hausaufgaben nicht weiterwissen. Niemand, der ihre Potenziale erkennt und sie entsprechend fördert. Hamme ist eines der kinderreichsten Wohngebiete Bochums mit großer nationaler Vielfalt, vielen Alleinerziehenden und einem hohen Armutspotential – so heißt es im Sozialbericht der Stadt. Betreuungsmöglichkeiten für Schulkinder gibt es nur wenige. Genau deshalb entwickelten die Studierenden das Projekt und setzten es genau an diesem Standort auch ehrenamtlich um.

Wie sehr Kinder profitieren, wenn jemand sie nachhaltig fördert, zeigt das Beispiel eines achtjährigen Mädchens, das vor mehreren Jahren mit seinen Eltern aus Mazedonien nach Bochum kam. Mitarbeiter des Vereins lernten es als „eher verhaltensoffensives Kind“ kennen, das seinen eigenen Weg ging und wenig von Regeln hielt. „Heute ist das Kind ein absoluter Teamplayer. Es unterstützt andere und übernimmt Verantwortung für die Gruppe – ein Talent, das ihr und uns als Betreuer anfangs nicht bewusst war“, erzählt Nicolas Martin. Er betont, dass es auf Dauer nicht reiche, den Kindern ein Mittagessen zu kochen. Sie benötigten Menschen, denen sie sich anvertrauen könnten, wenn es Probleme in der Familie gebe. Und sie brauchten Förderer, die ihnen bewusst machten, was sie leisten können, für was sie Talent haben. Eben der Dreiklang aus Kopf, Herz und Bauch.

Ehrenamtliche Helfer zu finden ist eine Herausforderung
POTTpuri möchte all das für möglichst viele Kinder leisten, scheitert aber manchmal daran, dass es zu wenig Ehrenamtliche gibt, die mit anpacken. Beim Kochen, bei der Erledigung von Hausaufgaben, bei der Förderung von kindlichen Fähigkeiten. Die meisten Helfer sind junge Erwachsene im Studium oder Job, die Freude daran haben, für andere da zu sein. „Die größte Herausforderung ist es, geeignete Ehrenamtliche zu finden, die Verantwortung übernehmen und sich regelmäßig einbringen“, betont Nicolas Martin. Seine eigene Arbeit für den Verein ist inzwischen ein Mix aus Organisation, Fundraising und Kinderbetreuung – neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer in einem mittelständischen Unternehmen. POTTpuri finanziert sich in erster Linie durch Spenden von Unternehmen und Privatpersonen.

Heute betreut POTTpuri bis zu 15 Kinder pro Woche. Manche sind immer da, manche kommen nur unregelmäßig. Zusätzlich finden in den Ferien oft besondere Aktionen statt, von Kinderkoch- bis Tanzkursen. Das Angebot steht allen Sechs- bis Zwölfjährigen offen. Konkret angesprochen sind Kinder in der Nachbarschaft sowie Schülerinnen und Schüler der angrenzenden Carl-Arnold-Kortum-Grundschule. Von sich aus kommen sie jedoch nicht; die Hürde ist zu hoch. „Lehrer oder Sozialarbeiter müssen Kinder gezielt auf unser Angebot aufmerksam machen“, betont Nicolas Martin.

Fotos von der Preisverleihung zum Download in druckfähiger Auflösung finden Sie hier.

 

 

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