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TalentAward Ruhr 2018: Sonderpreis geht an Westnetz GmbH


20. September 2018

Engagierte Ausbilder bei der Westnetz GmbH vermitteln neben fachlichem Wissen auch soziale Kompetenzen.
Sie stehen für eine ganzheitliche Ausbildung bei der Westnetz GmbH (von links): Martin Lück, Matthias Berchner, Thomas Hofeditz. (Foto: TalentMetropole Ruhr)

Sport kann eine Schule fürs Leben sein. So wie bei Thomas Hofeditz, 50. Beim Rennradfahren hat er in jungen Jahren gelernt, durchzuhalten, auch wenn es gerade mal nicht so gut lief. Dranzubleiben, trotz mancher Ablenkungen. Und im Team zu arbeiten, weil einer alleine nur selten ein Rennen gewinnen kann. „Der Radsport hat mich gelehrt, diszipliniert und zielstrebig auch im Beruf zu werden“, erzählt der gelernte Elektroinstallateur. Diese Fähigkeiten versucht er heute als Ausbildungsmeister der Westnetz GmbH in Essen jungen Menschen zu vermitteln. Nicht auf dem Rennrad sondern mit intensiver Förderung und Betreuung auch abseits einer üblichen gewerblich-technischen Ausbildung.

Entscheidend ist, die Motivation der jungen Menschen zu stärken
Wie das funktioniert? „Auf jeden Fall nicht, indem ich mich abends mit den Auszubildenden zum Pauken zusammensetze“, betont Hofeditz. Entscheidend sei vielmehr, ihre Motivation zu stärken. „Sie müssen es selber wollen. Sonst wird das nichts.“ Aber wie macht man aus jungen Menschen, die nicht immer die besten Voraussetzungen für einen guten Berufsstart mitbringen, lernwillige, engagierte Mitarbeiter? Ausbilder Hofeditz setzt auf gruppendynamische Prozesse: In ein vielleicht zehnköpfiges Team mischt er drei Leistungsträger – sie sollen die Gruppe in der Spur halten und die übrigen Mitglieder mitziehen. „Im Idealfall ist das Ergebnis eine nach innen inhomogene, aber nach außen homogene Gruppe“, sagt der Ausbildungsmeister.

Nicht jeder kann Spitzenleistungen erbringen. Aber Hofeditz‘ Anspruch ist, dass sich jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten einbringt. „Jeder hat Talente. Es ist unser Auftrag als Ausbilder, diese Fähigkeiten zu entdecken und zu fördern.“ Das gelinge allerdings nicht, wenn Ausbilder so lehrten, wie sie früher selber gelernt haben. „Die Zeiten haben sich geändert – und damit auch die Möglichkeiten und Methoden des Lernens, zum Beispiel durch den Einsatz neuer Medien.“ Haben die Jugendlichen heute tatsächlich nur noch an wenigen Dingen wirklich Interesse? „Quatsch“, sagt Hofeditz, wenn er solche pauschalen Urteile hört. „Die meisten sind wissbegierig. Es liegt an uns, ihre Neugier – auch auf eine gewerblich-technische Berufsausbildung – zu wecken.“

Freiwillige Mitarbeit im Kindergarten
Wichtig ist ihm, dass seine Schützlinge nicht nur fachliche Fähigkeiten entwickeln, sondern auch soziale Kompetenzen erlernen – eben eine ganzheitliche Ausbildung erfahren. Dazu lassen sich er und die beiden anderen Ausbildungsmeister bei Westnetz, Matthias Berchner, 35, und Martin Lück, 31, eine Menge einfallen. Zum Beispiel die regelmäßige Mitarbeit an sozialen Projekten in Kindergärten. „Aktiv vor Ort“ nennen sie diese Aktionen, bei denen die Auszubildenden freiwillig und teilweise außerhalb ihrer Arbeitszeit mitmachen. Im ersten Ausbildungsjahr meist etwas weniger zahlreich. Aber spätestens im dritten Jahr haben die meisten erkannt, dass solche Aktionen Spaß machen, Abwechslung bieten und eine gute Gelegenheit darstellen, einmal über den Tellerrand zu schauen. Und so gehen die jungen Leute als Botschafter ihres Betriebes zum Beispiel in Schulen und berichten dort von ihrem Arbeitsalltag. Bei solchen Besuchen führen die Ausbilder dann Informationsgespräche mit Schülern und auch mit ihren Eltern.

1998 hatte Hofeditz das Angebot erhalten, die gewerbliche Ausbildung bei einer später zum Verteilernetzbetreiber Westnetz umstrukturierten Tochtergesellschaft des RWE-Konzerns aufzubauen. Fast 400 Auszubildende haben er und seine Kollegen seitdem fit gemacht für den Einstieg in den Beruf. Hofeditz und sein Team bei Westnetz schätzen eine kollegiale Atmosphäre. Aber einen Kuschelkurs fahren sie nicht: „Wenn Leistung und Engagement nicht stimmen, reden wir Klartext.“ Das zeigt Wirkung: Die Abbrecherquote beträgt weniger als fünf Prozent – ein Traumwert! Zu vielen Ehemaligen haben die drei Ausbilder auch heute noch Kontakt – und sei es, dass sie nur ab und zu einmal kurz in ihrem Büro vorbeischauen oder zu Weihnachten gute Wünsche verschicken. „Das freut uns und zeigt, dass wir so viel nicht falsch gemacht haben“, sagt der Vater von zwei Töchtern. Er will Trainer sein und nicht klassischer Ausbilder. Da schließt sich der Kreis zum Sport.

Fotos von der Preisverleihung finden Sie hier.

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